4.
Da wir die Erbauung der Zollernburg nicht vor
dem 11ten Jahrhundert ansetzen können, so dürfen wir
auch den Namen der Grafen von Zollern, ebenso einer
Grafschaft Zollern nicht früher erwarten. Eine
Grafschaft im alten Sinne gab es daher unter diesem
Namen nicht; nirgends in alten Urkunden wird sie
erwähnt.
Man hat den ersten Grafen von Zollern beim Jahre
1003 finden wollen. Es erscheint da ein comes Fri-
dericus}? qui iudicat in Hachingen inpago Sun-
dergowe,% Man kann ihn aber nicht für einen Gra-
fen Zollern gelten lassen — wenn auch Hechingen
ein uralter Stammsitz und Friedrich ein vorherr-
schender Name des Hohenzollerischen Hauses ist —;
denn es ist hier Häching in dem alten Sondergaue,
im spätern Baierischen Hofkastenamte München gemeint,
welcher Gau, nebst der Stadt München, die gauze rechte
Iserseite von Grünewald bis unter Ismaning umfasste,
enthaltend die Comitate Andechs, Ebersberg, Steinhö-
ring und Wasserburg. 22
Indessen kommt der Name Graf von Zolrn
beim Jahre 1031 urkundlich vor, und zwar in der Zoll-
rolle der Lechbrücke bei Augsburg, ‘die leider nur in
einer ‚spätern Abfassung vorhanden ist, nehmlich in
einem Traditionsbuche des Klosters St. Ulrich, woraus
sie in die Monumenta Boica (XXIT, 4) aufgenom-
men wurde. Wie die Zollrolle jetzt vorliegt, zerfällt
sie in 3 Bestandtheile: 1) einen geschichtlichen Ein-
gang, ‘dass Bischof Eberhard von Augsburg dem
Kloster St. Afra den Zoll der Lechbrücke vor der
20 Im Auszuge in Hund’s baiersch. Stammbuche T. LS. 141. Vgl,
v. Lancizolle, Gesch. der Bildung des Preuss- Staates I, 100.
2 vgl. v. Lang, Baierns Gauen S. 184. und Baierns alte Grafschaf-
ten und Gebiete S. 26.
