Volltext: Geschichte der Stadt Nürnberg von dem ersten urkundlichen Nachweis ihres Bestehens bis auf die neueste Zeit

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fördernden oder gar umgestaltenden Einfluß ausgeübt. Im Mittelalter 
lag das Schulwesen völlig in den Händen der Geistlichkeit. Auch 
waren die ältesten Schulen, die Kloster- und Domschulen, zunächst nur 
für die Ausbildung der jungen Kleriker zu ihrem geistlichen Berufe 
bestimmt. In einer Stadt wie Nürnberg aber, wo der Betrieb der 
Handelsgeschäfte, die Ordnung des Gemeinwesens, der politische Ver— 
kehr mit auswärtigen Mächten frühzeitig eine gewisse Bildung wenig— 
stens in den leitenden Kreisen der Bürgerschaft notwendig machten, 
mußten auch bald Einrichtungen getroffen werden, dem stetig steigenden 
Unterrichtsbedürfnis der Laien zu genügen. Wann die ersten Schulen 
in Nürnberg gegründet wurden, ist unbekannt, wahrscheinlich sind sie 
nicht viel jünger als die Stadt selbst. Zuerst mag von den Mönchen 
bei St. Ägidien eine Schule unterhalten worden sein, die freilich unter 
dem allgemeinen Verfall des Klosters gleichfalls stark gelitten haben 
wird. Die älteste Nachricht über sie stammt jedenfalls erst aus dem Jahre 
1425, wo von ihrem Neubau berichtet wird. Aber auch die Pfarr— 
schule bei St. Sebald darf gewiß ein höheres Alter beanspruchen, als 
das Jahr 1337, in welchem ein Magister Martinus, Rector scholarum 
8. Sebaldi, erwähnt wird. Um die Mitte des 15. Jahrhunderts be— 
standen in Nürnberg vier lateinische oder sog. Trivialschulen, nämlich 
die Pfarrschulen bei St. Lorenz und St. Sebald, die Schule beim 
neuen Spital, zu der der Stifter selbst den Grund gelegt hatte (1339), 
und die Schule bei St. Ägidien. Man bezeichnete sie auch wohl als 
Stadt- oder Ratsschulen, weil sie — mit Ausnahme der letztgenannten, 
über die der Abt zu verfügen hatte — in ihren äußeren Verhältnissen 
unter dem Stadtregiment standen. Der Rat hatte sie zu beaufsichtigen. 
Er bestellte, wenn auch im Einvernehmen mit dem Hauptgeistlichen der 
Kirche, die Lehrer, die in der Regel durch einen „Actum“, eine Probe⸗ 
lektion, ihre Befähigung nachzuweisen hatten. Der Schulmeister hatte 
freie Kost und Wohnung im Pfarrhofe. Sein Einkommen beftand 
außerdem in dem Schulgeld, welches jeder „bezahlende“ Schüler — 
ärmere Kinder scheinen in großer Zahl umsonst zur Schule gegangen 
zu sein — vierteljährlich im Betrage von 15 Pfennigen zu entrichten 
hatte, in einem Beitrag, den die Kirche leistete, in Remunerationen 
für seine mancherlei Verrichtungen bei den gottesdienstlichen Hand— 
lungen, Vigilien, Jahrtägen, Leichengesängen u. s. w. und in gewissen 
außerordentlichen Abgaben der Schüler, als Holz-, Licht-, Fenster⸗, 
Neujahrsgeld u. s. w, deren Höhe wohl von dem Vermögen und dem 
guten Willen der Eltern der Schüler abhing. Davon hatte er aber 
die Kosten für die Beheizung und Beleuchtung der Schule zur Winters— 
zeit, — man kann sich denken, wie sehr er damit geknausert haben
	        
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