Volltext: Geschichte der Stadt Nürnberg von dem ersten urkundlichen Nachweis ihres Bestehens bis auf die neueste Zeit

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Kaiser Maximilian bestätigt, der sich mehrmals höchst unwillig über 
die alte Sitte ausgesprochen haben soll. Von vornherein sollte der 
Beschluß nun allerdings nur für die Zeiten eines großen Sterbens 
Geltung haben, bald aber scheint es ganz allgemein üblich geworden 
zu sein, die Toten nur auf den Gottesäckern vor der Stadt zu be— 
graben. Wenigstens in der Regel. Denn daß noch lange Ausnahmen 
davon gestattet wurden, beweisen die in den meisten Kirchen der Stadt 
erhaltenen Gedächtnistafeln von Patriziern oder sonst angesehenen Bür⸗ 
gern,) die daselbst ihre eigenen Familiengrüfte besaßen. Hier sei nur 
daran erinnert, daß sich Sebald Schreyer, Kirchenpfleger von St. Se⸗ 
bald, der am 22. Mai 1520 als der letzte seines Stammes starb, 
an dem Ostchor der Sebalduskirche beisetzen ließ, wo noch heute das 
schöne Relief der Grablegung Christi von Adam Kraft's Meisterhand 
seine Begräbnisstätte bezeichnet. 
Der Friedhof, der fortan in erster Linie die Leiber der zur 
letzten Ruhe eingegangenen Bewohner Nürnbergs aufnehmen sollte, 
war der St. Johanniskirchhof. Aus Anlaß jenes Beschlusses wurde 
er damals bedeutend erweitert, da er wohl solange nur von der nächsten 
Umgegend, sowie etwa den Dörfern Thon, Großreuth, Kleinreuth be⸗ 
nützt worden war. Späterhin mußten noch vielmals Erweiterungen des 
Gottesackers vorgenommen werden. Der Johanniskirchhof ist eine ernst⸗ 
schöne feierliche Stätte, des Andenkens der großen Toten wert, die darauf 
ruhen. Hier sei nur flüchtig an die Namen eines Albrecht Dürer, eines 
Wilibald Pirkheimer, eines Lazarus Spengler erinnert. Den Fremden 
überrascht vor allem das Fehlen der Grabhügel, an deren Stelle die 
Gräber mit etwa fünf Fuß langen und vielleicht halb so breiten, in 
der Regel von West nach Ost gelegten Sandsteinen gedeckt sind. Es 
macht dies allerdings einen etwas eintönigen Eindruck, doch wird die 
Aufmerksamkeit des näher Zuschauenden bald durch die oft sehr kunst— 
vollen bronzenen Epitaphien gefesselt, die die Grabsteine schmücken. 
Fehlte ein Wappen, so liebte es der gemeine Mann, wenigstens das 
Sinnbild seines Gewerbes oder seiner Beschäftigung anzubringen. Die 
Grabsteine aus der ältesten Zeit des Kirchhofs, d. h. aus den ersten 
Jahrzehnten des 16. Jahrhunderts, also seitdem er von den Bewohnern 
Nürnbergs in stärkerem Maße benützt wurde, waren noch, so weit 
sich aus den wenigen auf uns gekommenen Beispielen schließen läßt, 
sehr einfach gehalten. Es scheint, daß die meisten niedrigen nur mit 
einer Zahl bezeichneten Grabsteine — sie erhielten dieselbe bei einer 
späteren Numerierung eingehauen — dieser Zeit angehören. Wo sich 
ein bildnerischer Schmuck zeigt, ist es meist nur eine einfache sog. Haus— 
/N Vvol. die zahlreichen Beispiele in Würfel's Diptychen.
	        
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