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Die vereinzelt auf einen niedrigen Felsen stehende und in ihrer
Vereinzelung ganz auf sich selbst angewiesene Burg zu Nürnberg hat
eine beträchtliche Größenausdehnung. Wann ihre ältesten Teile ent⸗
standen sind, ist unbekannt. Wie wir schon vorhin sagten, höchst
wahrscheinlich nicht vor dem 11. Jahrhundert. Der Felsrücken läuft
an seinem öftlichen Ende in die Ebene aus. Nach Westen hin, zu
seiner höchsten Erhebung, steigt er in drei Plateaus auf. Der Zugang
Dar an der östlichen Seite am Fuße des unteren Plateaus durch einen
heute nicht mehr vorhandenen Turm, von dem in Urkunden wiederholt
bie Rede ist. Diesem Thorturm gegenüber steht noch heute der sogen.
„fünfeckige Turm“, der nicht fünfeckig ist, sondern im Grundrisse an—⸗
nähernd ein Quadrat hildet, an das sich die Hälfte eines andern nach
der Diagonale geschnittenen ansetzt, für welche Anlage keine andere
Erklärung möglich ist, als daß hier ein kleinerer halber Thurm an
hen größeren quadratischen sich anlehnte*). Dieser halbe Turm muß
ein Eckturm der Vorburg gewesen sein, die unterhalb des ersten
Plateaus stand. Deren Gestalt muß also etwa quadratisch gewesen
sein, mit zwei ebenfalls kleinen Ecktürmen an der östlichen Seite.
Fine Mauer umfaßte diese Vorburg, die nach Essenweins Annahme
tinen Hof umschloß, der bis zu dem Punkte ging, wo im 14. Jahr⸗
hundert der Turm „Lug ins Land“ von den Nürnbergern errichtet
wurde. Über die Vorburg erhob sich das erste Plateau. Es ist gegen
außen, insbesondere gegen die Vorburg, vollständig abgeschlossen. Es
hat seinen Brunnen und ist von einer Mauer umfaßt, die auf
der Südseite durch einen viereckigen Turm verstärkt ist. An
den Turm legt sich eine Kapelle (die Walpurgis-Kapelle). Im
lübrigen mögen Holzgebäude verschiedener Art den Raum ein—⸗
genommen haben. Gorts. folgt.)
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7 Alles dies nach Essenwein. Mummenhoff in seinem ausführlichen und
mit urkundlichen und anderen Beweisen gestützten Vortrag über „Burggrafenveste
und Kaiserburg“ beschreibt die Gestalt des Turms folgendermaßen: „Die Form des
Turmes bildet in Folge des Fortsatzes der nördlichen und der Einziehung der b.
lichen Seite ein Fuͤnfeck, oder sogar, wenn man die eingezogene Ecke mitzählt, ein
Sechseck. Diese fünfeckige Gestalt zeigt er aber nur außen, inwendig ist er viereckig.
Das erste Stockwerk, das auch im Innern die fünfeckige Form hat, kann nicht in
Betracht kommen, weil es, wie sein Backsteinmauerwerk deutlich erkennen läßt, erst
später aufgesetzt oder vielmehr an die Stelle des schadhaften oder bei einer Belage—⸗
rung oder Erstürmung — vielleicht im Jahre 1420 — zerstörten oberen Teils
getreten ist. Der Fortsatz mit der fünften Ecke bildet einen massiven Mauerteil,
an den sich vielleicht eine weitere Mauer, die zur gräflichen Burg gehörte, i—
—7 hat. Doch davon erst später. Mummenhoffs Voͤrtrag ist abgedruckt im
Fränkischen Kurier“ I