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die Achtung vor Recht und Gesetz ging sogar soweit, daß im Nürn—
berger Rate beschlossen wurde, Leibgedinge und Ewiggelder auch den
Feinden selbst während des Krieges auszuzahlen.““) Es liegt nicht in
der Natur der Deutschen sich gegenseitig bis aufs Blut zu befehden.
Inzwischen hatte der junge Pfalzgraf Friedrich (nachmals der
Siegreiche genannt), der nach dem Tode seines Bruders, des Pfalz⸗
grafen Ludwig, die Vormundschaft über dessen unmündigen Sohn über⸗
nommen hatte, nach mehreren mißlungenen Friedensversuchen — auch der
Papst hatte an beide Teile Briefe gesandt und sie zum Frieden ermahnt
— zu Anfang des Jahres 1450 einen neuen Vermittelungstag in Heidel⸗
berg zu Stande gebracht, der von beiden Seiten sehr zahlreich, u. a.
auch vom Markgrafen selbst, besucht wurde. Die Sache des Markgrafen
— wenn er nicht, was häufig geschah, selber das Wort ergriff —
führte wiederum Dr. Peter Knorr, den Städtern stand der berühmte
Jurist Dr. Gregor Heimburg als Rechtsbeistand zur Seite. Es kam
zu keiner Einigung. Zu den alten Beschuldigungen wurden neue laut.
Unter anderm klagte der Markgraf über ein Wort des Nürnbergischen
Abgeordneten Berthold Volkamer, der zu Rothenburg gegen zwei
adelige Herren die Außerung gethan habe, es müsse noch dazu kommen,
„daß man die Wände in den Badstuben ausbreche, so daß Frauen
und Männer unter einander baden“, was, wie jedermann wisse, nur
so zu verstehen sei, daß der Adel gänzlich unterdrückt und einer dem
andern gleich werden solle. Die Friedensversuche des Pfalzgrafen miß—
langen. Die Nürnberger wollten um keinen Preis darauf eingehen,
den Markgrafen mit Geld zu beschwichtigen und so ging man bdon
beiden Seiten nach erfolglosen Verhandlungen wieder feindlich aus—
einander. Am 8. Februar bei Einbruch der Nacht trafen die Nürn⸗
bergischen Abgesandten wieder zu Hause ein. Der Rat machte sich
auf weiteren Krieg gefaßt und ging namentlich die Eidgenossen um die
Erlaubnis zu Werbungen in ihren Landen an, was ihm diese, die mit
ihren Sympathieen stets auf Seite der Städte standen, auch gern gewährten,
während sie dasselbe Verlangen schon früher dem Markgrafen abge—
schlagen hatten. Die Schweizer galten damals als die tapfersten und
namentlich um ihrer Disziplin willen als die tüchtigsten Soldaten, die
daher allerorten und bald im Ausland noch mehr vielleicht als im Reiche
eifrig begehrt waren. Doch trafen sie erst gegen Ende des Krieges in
Nürnberg ein.
Im Frühjahr des Jahres 1450 fand endlich einmal ein größeres
Treffen statt, das gleichzeitige Schilderungen gewöhnlich als den „Streit
bei dem Weiher“ bezeichnen, während es den heute Lebenden wohl unter
9 Stadtechroniken II, S. 828.