Full text: Geschichte der Stadt Nürnberg von dem ersten urkundlichen Nachweis ihres Bestehens bis auf die neueste Zeit

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schweren Opfer, die er von ihr verlangte, wirklich gebracht, so hätte 
er bald neue Forderungen ersonnen und wäre dann um so leichter im 
Stande gewesen, die geschwächte Stadt unter sein Joch zu beugen. 
Gewiß wird sich der Markgraf als der kriegskundige Fürst, der er 
war, nicht verhehlt haben, daß die Besiegung des mit gewaltigen Mauern 
befestigten, mit Geld und allem Kriegsbedarf reichlich versehenen Nürn— 
bergs keine leichte Sache war. Aber er vertraute auf seine eigene 
Stärke und auf die seiner Bundesgenossen und so schlimm konnte der 
Ausgang des Krieges für ihn überhaupt nicht werden, daß er nicht 
doch, wenn er sich später zum Nachgeben gezwungen sah, einige wichtige 
Zugeständnisse — zum wenigsten an Geld, wie es auch in der That 
nachher geschah — erlangen zu können hoffte. Bei dieser Gesinnung 
des Markgrafen werden wir den Nürnberger Rat nur loben dürfen, 
daß er von vornherein allen unbilligen Forderungen seines fürstlichen 
Nachbarn mit Mut und Standhaftigkeit entgegentrat. Wir wollen 
hier nicht entscheiden, ob der Markgraf nicht doch in einigen Punkten 
im Recht gewesen sei; im allgemeinen, das werden uns unsere Leser 
zugeben, war das Recht auf Seiten der Reichsstadt, deren Vertreter 
sich daher auch nicht gescheut haben, eine friedliche Rechtsverhandlung 
herbeizuführen. Eine andere Frage ist, ob sich der Markgraf nicht doch 
vielleicht in gewissen Beziehungen durch das Verhalten der Stadt bedroht 
oder wenigstens stark benachteiligt sah. Gewiß konnte es ihm nicht gleich— 
gültig sein, daß die in seinem Machtgebiet gesessenen Landadeligen, zum 
Teil, wie der Herr von Heideck, seine Lehensleute, mit der mächtigen 
ihm so häufig feindlich gegenüberstehenden Reichsstadt in Verbindung traten, 
ihr ihre militärischen Kräfte, ihre Schlösser und Burgen zur Verfügung 
stellten. Es bedeutete das für die minder mächtigen Fürsten — und 
nur ein solcher war ja der Markgraf — nicht nur eine Beeinträch— 
tigung ihrer Gewalt, sondern in Kriegszeiten auch eine nicht zu unter⸗ 
schätzende Gefahr. Andrerseits war es aber ein Lebensinteresse der 
Städte, in ihrer von altersher üblichen Geflogenheit nicht gestört zu 
werden, den umwohnenden Adel zu ihrem Dienste heranzuziehen und 
die eigene Selbsterhaltung gebot den Nürnbergern unerläßlich, sich 
ihres bedrohten Dieners anzunehmen. Denn, sagt der Verfasser des 
Nürnberger Kriegsberichts über den markgräflichen Krieg ganz richtig, 
„wann ein fürst oder herr im (sich) vehe (Feindschaft) zu iren (der 
Stadt) dienern einem nam und wolt, daz man den auß der stat trib 
und nicht recht von im nemen wolt als pillich were, so stelt nymmer 
keiner zu in (den Nürnbergern) und wer in schentlich, schadlich und 
unerlich, und sie mochten daz gen irn dienern nit verantwörten.“ 
Es war ein schwerer, verhängnisvoller Kampf, dem Nürnberg
	        
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