Objekt: Geschichte der Stadt Nürnberg von dem ersten urkundlichen Nachweis ihres Bestehens bis auf die neueste Zeit

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tums ihrer Bewohner zu sorgen. Je nach ihrer Größe waren die 
Viertel in 12 bis 22 Hauptmannschaften eingeteilt, an deren Spitze 
die Gassenhauptleute standen, die innerhalb ihres Bezirks wieder die— 
selben Obliegenheiten hatten, wie die Viertelmeister, von denen sie ihre 
Befehle empfingen. 
Natürlich waren die Pflichten, die den Viertelmeistern und den 
ihnen unterstellten Hauptleuten oblagen, besonders schwer in Kriegs— 
zeiten und sonst wenn die Zeitläufte bedrohlich wurden und die Stadt 
Grund hatte, auf ihrer Hut zu sein. Dann wurde „gemeine Wache“ 
gehalten, wie man es nannte, die Wachen an den Thoren wurden ver— 
stärkt, die Mauern und Zwinger mit Bewaffneten besetzt. Gemeine 
Wache hielt man aber auch, wenn ein Reichstag in Nürnberg statt⸗ 
fand, zu dem der Kaiser und die Fürsten mit zahlreichem Gefolge er— 
schienen, dann wenn sich innere Unruhen in der Stadt erhoben, und 
sonst bei außerordentlichen Ereignissen, seltsamerweise z. B. auch 
wenn die Reichsheiligtümer gezeigt wurden. Kam es zu einer Be—⸗ 
lagerung der Stadt, so hatten die Viertelmeister mit Hülfe der ihnen 
unterstellten Hauptleute die ganze wehrfähige Mannschaft aufzu— 
bieten. Es geschah dies durch Ansagen von Haus zu Haus, in 
Fällen plötzlicher, ganz unerwarteter Gefahr durch Trompetensignale. 
Dann bliesen die Türmer auf den Türmen „Feind“ — es waren 
deren auf den Uhrtürmen der Sebaldus- und Lorenzer Kirche, 
dem inneren Laufer- und dem weißen Turm und auf „Sant 
Margreten turn“ (dem Heidenturm, der damals noch höher war“) — 
die Trompeter raunten alle Gassen auf und ab und „drumeten auf,“ 
auch Sackpfeifer und Pauker pfiffen und „paukten dem Fußvolk auf“ 
und alle Reisige und Fußknechte, Söldner und Bürger rannten und 
liefen zu dem Thore, in dessen Richtung man die „sieb ausreckt.“ 
Auf den genannten Türmen nämlich befanden sich an lange Stangen 
gebunden, Siebe, auf jeder Seite eins. Wenn nun eine Gefahr drohte, 
so steckte man nach der Richtung, von wo der Feind kam, die Stange 
hinaus, so daß das Sieb von allen gesehen werden konnte. Doch wird 
man wohl beizeiten eingesehen haben, daß dies ordnungslose Hinrennen 
nach den bedrohten Punkten nichts Gutes zur Folge haben konnte. 
(Forts. folgt.) 
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) Nach den strenggenommen allerdings nur für den markgräflichen Krieg der 
Jahre 1449 und 1450 geltenden Ordnungen des Erhard Schürstab, Städtechroniken II, 
S. 281. Merkwürdigerweise finden sich darunter weder der Vestnerturm noch der 
Luginsland genannt. Auf letzterem befand sich dagegen „großes“ Werk, grobes 
Geschütz, zu dem ein Büchfenmeister verordnet war. Ebd. S. 285.
	        
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