— 282 —
Wir übergehen die zahlreichen Erneuerungen der Landfriedens—
bündnisse und diesen gegenüberstehend die Räubereien des Landadels,
von denen uns sonst noch aus der Regierungszeit Karls IV. überliefert
ist. Es ist fast immer ein und dasselbe Bild. Die Plackereien scheinen,
soweit unser historisches Material darüber Aufschluß gewährt, im all—
gemeinen nicht so schlimm gewesen zu sein, wie man sie sich gewöhn—
lich vorzustellen pflegt. Nürnberger Kaufleuten werden einige Güter
angehalten. Aber fast stets kommt es zwischen der Stadt und ihren
Befehdern, die meist die angehaltenen Güter unentgeltlich zurückerstatten,
zu einem friedlichen Vergleich. Größere Fehden von besonderer Trag—
weite kommen nicht vor. Die Stadt war wohl auf ihrer Hut, wie
man schon daraus sieht, daß der Rat stets beflissen war, die umliegen—
den Schlösser und Ortschaften, die Eigentum von Nürnberger Bürgern
waren, für den Fall eines Krieges sich zu sichern, damit sie nicht von
einem etwaigen Feind besetzt und als Bollwerk gegen die Stadt be—
nützt werden könnten. Von diesen „offenen Häusern“ sprachen wir
schon oben gelegentlich.
Für die Geschichte der Feuerwaffen und ihre Anwendung auch
in Nürnberg um jene Zeit ist die Notiz nicht uninteressant, daß im
Jahre 1376 die ersten Geschütze in Nürnberg gegossen wurden, und
zwar von Heinrich Schütz, dem Kandel- (d. h. Kannen-⸗)gießer, der
„fünf Püchsen den Bürgern machte, darauz man schewzzet (shießet)“.“)
In demselben Jahre, am 10. Juni 1376, gelang es Karl, durch
reichliche Geldspenden an die Kurfürsten, schon bei seinen Lebzeiten
die Wahl seines Sohnes, des erst fünfzehnjährigen Wenzel, zum römi⸗
schen König durchzusetzen. Wenzel wurde am 6. Juli in Aachen ge—
krönt und hielt gleich darauf seinen ersten Hoftag in Nürnberg, das
er in seinen sämtlichen alten Rechten und Freiheiten bestätigte. Die
Wahl Wenzels gab Anlaß zu einem Kriege Karls wider eine nam—
hafte Zahl schwäbischer Städte, Ulm und Constanz an ihrer Spitze,
die dem neuen Könige nicht huldigen wollten, und am 4. Juli 18316
zu gegenseitigem Schutze in ein Bündnis zusammentraten. Sie fürchteten,
daß sie die Kosten der Königswahl würden tragen müssen, wie es sich
auch bald nachher durch die Verpfändungen des Kaisers an den Grafen
Eberhard von Würtemberg, der sich schon seit langem Übergriffe gegen
die Städte erlaubte und daher fast in einem fort im Kampfe mit ihnen
lag, als richtig herausstellte.“) Die Übergabe Oppenheims an die Pfalz⸗
so
Iß
se
ier
s
d
m
Mi
44
Ife
—71
90
— —
9 Kleine Chronik der Reichsstadt Nuürnberg. 2. Ausgabe S. 82. Dies von
Moritz Maximilian Mayer versaßte Büchleiun werden wir auch sonst noch häufig für
unsere Geschichte verwerthen.
*e) Städtechroniken. J. S. 35.