Volltext: Geschichte der Stadt Nürnberg von dem ersten urkundlichen Nachweis ihres Bestehens bis auf die neueste Zeit

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der und einiger anderer Handwerke hin genötigt, diese Einigung, da 
seit ihrem Bestehen „mit dem Tuchscheren gantz unordenlich und nach— 
teilig gehandelt worden sei“, aufzuheben und die frühere Verkaufs— 
und Erwerbsweise zu gebieten. Ein neues Beispiel für die Thatsache, 
daß sich bis jetzt noch alle kommunistischen Versuche als unpratktisch 
und auf die Dauer undurchführbar herausgestellt haben. 
Dem Nürnberger Handwerk ging es wie allen ähnlichen bürger— 
lichen oder staatlichen Einrichtungen, die durch gesetzgeberische Maß— 
regeln und feste Ordnungen gebunden werden. Eine zeitlang üben 
diese Maßregeln eine wohlthätige Wirkung aus und rufen ein fröh— 
liches, gedeihliches Leben hervor. Dies zeigt sich uns im ganzen deutschen 
Handwerk und so auch in Nürnberg, nur daß hier an Stelle der sonst 
fast selbstherrlichen Zünfte das straffe Regiment des Rates tritt, wodurch, 
wie Mummenhoff bemerkt, manche unerquickliche Verhandlungen dem 
Handwerk ferngehalten wurden. Der Rat hielt die Handwerker zum Fleiße 
an, hatte ein wachsames Auge auf Art und Beschaffenheit ihrer Ware, 
hielt dafür aber auch die fremde Konkurrenz fern und sicherte jedem Meister 
ein Einkommen, bei dem er sich und seine Familie und was er sonst 
von Arbeitskräften brauchte, hinreichend ernähren konnte. Die Vor— 
züge der Gewerbefreiheit liegen auf der Hand, wir verdanken ihr den 
großartigen Aufschwung, den unser industrielles und damit unser 
ganzes Kulturleben seit Beginn dieses Jahrhunderts genommen hat. 
Aber es ist auch keine Frage, daß bei einer freien und ungehinderten 
Entwickelung aller Kräfte der reichere, der begabtere, auch nur der 
schnellere Arbeiter fast stets den wirtschaftlich schwächeren, mag er noch 
so fleißig und gewissenhaft arbeiten, aus dem Felde schlagen wird. So 
häuft sich bei dem einen Gewinn auf Gewinn, während andere — und 
ihrer ist die große Mehrzahl — bei aller aufgewendeten Mühe kaum 
ihr tägliches Brot erwerben können. Die schnelle Mehrung des Reich— 
tums in der einen Hand lockt die Begier der ärmeren und minder gut 
situierten, alles will schnell und mit möglichst wenig Mühe zu Geld 
gelangen. Das bei völlig freier Konkurrenz nur zu leicht eintretende 
übermäßige Angebot von Arbeitskräften nötigt geradezu jeden einzelnen, 
dem Mitbewerber durch schnelles Herstellen billiger Ware den Rang 
abzulaufen. Das Publikum, das für sein Bestreben, schnell und billig 
die Bedürfnisse des Augenblicks befriedigen zu können, solches Ent— 
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Sein Sinn ist leicht für den äußeren Schein gewonnen, an Verständnis 
für eine künstlerisch geschmackvoll, dabei aber dauerhaft hergestellte 
Ware, die natürlich auch den entsprechenden Preis fordert, mangelt es 
ihm gewöhnlich. So entsteht eine allgemeine Überhastung in dem Be⸗
	        
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