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— 187 —
Da sie in der Ratsstube Niemanden fanden, brachen die Wütenden alle
anderen Gemächer auf und zerrissen und verdarben alle Schriften,
Rechnungen, Bücher, Freiheitsbriefe, Register und Schuldbriefe über
Häuser und Ewiggeld, so daß man, wie der Chronist sagt: „solches
hernach mehr geklagt hat als das Geld. Damals sind ohne Zweifel
die alten Privilegia, so die Stadt von den alten Kaisern gehabt,
mehrerenteils verderbt, vernichtet und abgethan worden; denn heutiges
Tages sind weder Losungsbücher, Rechnungen noch Schriften, ja außer
wenig kaiserlichen Privilegien sonst gar wenig zu finden, so vor dem
Aufruhr vorhanden gewest. Sie haben auch die Losungsstuben oder
Schatzkammer mit Gewalt geöffnet, sind ihrer viel hineingelaufen, und
als sie einen ziemlichen Vorrat gefunden, haben sie den Rat Geizhälse
und Schinder (vor dem Aufstand Verschwender und ungerechte Haus—
halter) gescholten, als die der Gemein solches mit Unrecht abgeschweißt
hätten, und gar nicht betrachtet, daß man im Notfall solches Alles und
noch ein Mehreres möchte bedürfen; haben deswegen darein gegriffen,
den Schatz preisgegeben und geraubet und Nichts verschonet, mit spött—
lichem Vorgeben, wie der Haufe Nachts wieder wachse.“ Durch einen
rücksichtslosen Fußtritt sollen damals auch die beiden Lücken in dem
Privileg von 1219 entstanden sein, die wir uns doch nur durch Fäul—
nis entstanden denken können, da die Urkunde längere Zeit an einer
feuchten Stelle gelegen haben mag.
Nun dachten auch die Herren des Rates, die noch in der Stadt
geblieben waren an ihre Sicherheit; da aber das Volk schon alle Thore
und Ausgänge besetzt hatte, so mußten sie unter allerlei Verkleidungen
und auf listige Art aus der Stadt zu entkommen suchen. Einige
fanden ein Asyl in den Klöstern, Andere suchten, von treuen Dienern
in Körbe und Fässer verpackt, auf Wagen, mit Stroh oder Dünger
beladen, zu entkommen; die Chroniken erzählen über die Flucht der
Ratsherren allerlei unverbürgte Einzelheiten. So soll ein Ratsherr,
der unter den Pöbelhaufen geraten war und auf der Fleischbrücke einen
Metzger, seinen Gevatter, um Hilfe anrief, von diesem in das Fleisch—
haus gebracht worden sein, woselbst sich die Metzger, deren Mehrzahl
überhaupt nicht an dem Aufruhr teil nahm, gegen die anstürmenden
Haufen zur Wehre setzten, das Fleischhaus verrammelten und tapfer
verteidigten. Inzwischen gesellten sich auch die Messerer (Messerschmiede)
zu den Metzgern, machten gemeinschaftliche Sache mit ihnen gegen die
Aufrührer und geleiteten die in das Fleischhaus geflüchteten, oder sonst
noch versteckten Ratsherren aus der Stadt. Ein anderer Herr des
Rates, Berthold Tucher, der allgemein beliebt und geachtet war, soll
während der ganzen Zeit des Aufstandes von den Metzgern und Messer⸗
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