Volltext: Geschichte der Stadt Nürnberg von dem ersten urkundlichen Nachweis ihres Bestehens bis auf die neueste Zeit

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verblieb. Der Ausgang dieser Verfassungskämpfe war ein sehr ver⸗ 
schiedener. In manchen Städten, wie in Worms, in Mains, in Augs⸗ 
burg erlangten die Zünfte die Bildung eines besonderen Ausschusses 
aus ihrer Mitte (vielfach der „große Rat“ genannt, zum Unterschied 
von dem „kleinen“ oder „engen“ Rate, der wirklich die Regierung 
führte), dem namentlich über die Finanzverwaltung eine gewisse Kon⸗ 
trolle zugestanden wurde. In anderen, in Frankfurt, in Speier, in 
Straßburg erlangten sie einen mehr oder weniger bedeutenden Anteil 
an der Zusammensetzung des regierenden Rats selbst. Noch in auderen, 
wie in Magdeburg, war der Sieg der Zünfte ein vollständiger. 
In vielen Städten jedoch, namentlich im Norden, dann aber auch in 
Regensburg, München, Rotenburg o. d. T., in Bern behielten die Ge— 
schlechter auch trotz vorübergehenden Störungen ihres Regiments den Sieg 
und wir sehen hier den Geschlechterrat in seiner Abgeschlossenheit bis 
zum Ende des heiligen römischen Reiches an der Spitze der Stadt ver— 
harren. Wir werden sehen, daß dies auch in Nürnberg der Fall war. 
Um die Zeit, bei der wir stehen, zu Beginn der Regierung 
Karls IV., erlitt aber auch hier das Regiment der ratsfähigen Geschlechter 
einen harten Stoß durch eine Bewegung, die unter dem Namen des 
„großen Aufstands“ einen besonders denkwürdigen Platz in der Nürn— 
berger Geschichte behauptet. Leider sind wir durch Urkunden und gleich— 
zeitige Nachrichten nur wenig darüber unterrichtet. Indessen schon ein 
Vergleich mit den gleichzeitigen oder nahezu gleichzeitigen Vorgängen 
in anderen Städten, mit den Zunftkämpfen und Handwerkerbewegungen, 
die wir soeben in aller Kürze geschildert haben, belehrt uns, daß auch 
hier in Nürnberg die aufständische Bewegung nichts anderes gewesen sein 
wird, als ein Kampf der von der Regierung der Stadt ausgeschlossenen 
Handwerker um Zulassung und Beteiligung an der Regierung. 
Wenn wir bei der folgenden Schilderung des Aufstandes auch 
die Erzählungen der Nürnberger Chroniken, eines Meisterlin, eines 
Johannes Müllner wiedergeben, so geschieht dies allein aus dem Grunde, 
weil wir unseren Lesern das nicht vorenthalten wollen, was Jahr—⸗ 
hunderte lang von unseren Vorfahren in ihren zahlreichen Chroniken 
erzählt und von Geschlecht zu Geschlecht auf Treu und Glauben hin— 
genommen worden ist. Doch nur das Wenigste hievon ist historisch 
verbürgt, da es nicht auf gleichzeitige Berichte von Augenzeugen zurück— 
geht, sondern erst in der Folgezeit, als sich schon die Sage jener 
bedeutenden Begebenheiten bemächtigt hatte, niedergeschrieben wurde.“) 
αα 
) Vergleiche für das Folgende vor allem die Darstellung Kerlers über den 
Aufstand zu Nürnberg im Jahre“ 1348 in den deutschen Städtechroniken III. Bd. 
S. 8317 ff. und Lochner, Geschichte der Reichsstadt Nürnberg unter Karl IV.
	        
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