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als Wappen verwandte, gewahrt worden. Mummenhoff erinnert haupt⸗
sächlich an den schönen Adler, der das obere Stockwert des Thier⸗
Järtnerthorturms nach der Stadt zu schmückt. Seit Albrecht Dürer
uaͤber beginnt die durchaus unhistorische Verbildung dieses Adlers.
Man versteht das Kaiserantlitz nicht mehr, hält es vielmehr für ein
weibliches Gesicht und so entsteht mit der Zeit durch ganz ungerecht—
fertigte Ausschmückungen ein Jungfrauenwappen, das von einem neueren
Historiker sogar als Adlerjungfrau bezeichnet wurde. In neuester Zeit
hat man diesen Kopf auch noch eine Mauerkrone aufgesetzt. Die früher
versuchten scherzhaften und wenn ernst gemeinten, doch ebenso haltlosen
Erklärungen dieses angeblichen Jungfernadlers übergehen wir, um nur
noch zu sagen, daß das Wappen, wenn farbig angelegt, im blauen
(manchmal auch im grünen) Felde einen goldenen Adler zeigt.
Diese drei Wappen, bezw. Siegel, wurden nun auf öffentlichen
Denkmälern, Gebänden, Münzen, daun auch auf vom Rate ausgehen—
den Publikationen, Mandaten, Verordnungen u. sJ. w. auf verschiedene
Art zusammengesetzt, angebracht.
Am häufigsten steht oben der einfache Adler, nuten rechts der
Jungfrauenadler (wenn wir einmal diese Bezeichnung beibehalten
wollen) und links der halbe Adler mit der sechsfachen schrägrechten
Teilung. Manchmal werden nur der Jungfrauenadler und der halbe
Adler, so namentlich auf Münzen, neben einander gestellt. Bisweilen
sieht man auch den einfachen Reichsadler ohne Schild über den zwei
unteren Wappen schwebend, als wenn er sie mit seinen Flügeln deckte.
Nicht selten kommt dann auch der gekrönte Doppeladler vor, wie
z. B. am ehemaligen, jetzt als Postgebäude verwendeten Fünferhause
mit der Jahreszahl 1521, wo er allein zu sehen ist, während er an
dem Wurzelbauerischen Brunnen (dem sog. Tugendbrunnen) bei der
Lorenzer Kirche mit dem zweigeteilten Wappen verbunden ist und an
der nach Osten hinschauenden Stadtmauer sowohl an der seit 1811
abgetragenen Bastei neben dem Wöhrderthürlein, als auch an der die
Länge hinlaufenden Mauerwand, angebracht ist. Lochner meint, es
scheine mehr der künstlerischen Liebhaberei überlassen gewesen, als durch
einen besonderen Beschluß bestimmt worden zu sein, ob man bei einer
solchen Kombination sich dieses, des eigentlichen kaiserlichen Reichs—
adlers oder des einköpfigen ungekrönten Schultheißenadlers bediente.
Nur erwähnen wollen wir hier doch die Angabe, die sich bis
tief ins vorige Jahrhundert in Nürnberger Chroniken erhalten hat
und hier und da wohl auch noch heute herumspukt, daß Nürnberg in
allerältester Zeit drei schwarze Wolfsangeln im weißen Felde oder drei
weiße Wolfsangeln im schwarzen Felde geführt habe. (Gorts. folgt.)