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Während dieses ganzen Zeitraums war der Rat nicht lässig, die
Befestigungen der Stadt in gutem Stand zu erhalten und neue dazu
anzulegen. Noch während des markgräflichen Krieges (1508) hatte
man mit der Herstellung von Schlagbrücken vor den einzelnen Thoren
begonnen, deren letzte 1369 am Neuen Thor vollendet wurde. Später
(1577) wurden sie wieder abgethan, um erst 1598, weil man dafür
hielt, daß die Stadthore gegen die neu erfundenen Petarden nicht hin—
reichend verwahrt seien, von neuem eingerichtet zu werden. Ferner
wurde 1564 über den Ausfluß der Pegnizz unterhalb des Hallertür—
leins eine steinerne Brücke errichtet, in zwei Schwibbögen (für die
beiden Arme des Flusses), ein „schönes, ansehnliches Gebäu,“ das je—
doch im Februar 1595 bei einem außergewöhnlich starken Eisgang
und Hochwasser völlig niedergerissen wurde. Die Brücke wurde erst
1697 wieder aus Stein erbaut, nachdem man sich so lange mit einer
hölzernen begnügt hatte. In den Jahren 1555 bis 1564 wurden die
vier Hauptthortürme der Stadt mit Ausnahme des Tiergärtnerthor—
turms zu jenen wuchtigen Rundtürmen umgebaut, die noch heute der
Physiognomie der Stadt ein so eigenartiges charakteristisches Gepräge
oerleihen (s. oben S. 277). Eine ähnliche Bedachung erhielt (1561)
auch der runde Vestnerturm, der früher ein spitzes Dach mit hölzernen
Erkern hatte. Im Jahre 1568 wurde die an das Neue Thor sich an—
schließende Bastei, auf welcher die Ärzte ihren Sommergarten haben
daher der Name „Doktorszwinger“), erbaut. Als die letzte wurde
1618 die Wöhrderthorbastei der alten Stadtmauer angehängt. Der Plan
dazu rührte von dem berühmten Ingenieur Meinhard von Schönberg
her, die Bauleitung hatte Jakob Wolf der Jüngere als Steinmetz.
Hochst bedauernswerter Weise ist die prächtige Bastei 1871 einem ein⸗
seitigen Utilitätsprinzip zum Opfer gefallen, die schönen Wappenfiguren,
mit denen sie an ihren vorspringenden Ecken verziert war, wurden
damals in die Vestnerthorbastei eingemauert. J
Von sonstigen öffentlichen Bauten in der Stadt erwähnen wir
noch folgendes. Im Jahr 1577 wurde das Wildbad auf der Schütt,
am Einfluß der Pegnitz, aus Steinen erbaut, an Stelle des alten
hölzernen Hauses, das hier an 200 Jahre lang gestanden haben soll.
Seine Quelle war ehemals eisenhaltig und wurde noch im Anfange
dieses Jahrhnnderts selbst von fremden Badegästen aufgesucht. Pro—
saische und auch poetische, natürlich höchst überschwänglich gehaltene
Beschreibungen derselben aus früherer Zeit sind uns mehrere erhalten.
Im Jahre 1582 wurde auch die alte hölzerne Hütte für die Arm—
brustschützen am Schießgraben (am Sand, vgl. S. 681) in das noch
heute stehende, von der Garnisonsverwaltung benützte, stattliche steinerne
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