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„Bekanntlich verleibte Karl unter Anderem auch den
Rothenberg seinem Königreiche Böhmen ein. Als nun
derselbe seinem Tochtermann Herzog Otto in Bayern
1373 die Mark Brandenburg abnöthigte, übergab er
ihm an Zahlungsstatt einige Schlösser und Städte
unter Vorbehaltung ihrer Wiedereinlösung. — Pfalz—
graf Rupprecht, 1400 zum römischen König gewählt,
bemächtigte sich, besonders durch seines Sohnes Ludwig
Kriegszug gegen Böhmen erpicht, sich seine Hauslande
wieder zu erwerben, 1401 beinahe des ganzen an
diese Krone gekommenen Distriktes der Oberpfalz wieder,
dazu auch der Veste Rothenberg nach fünfwöchentlicher
Belagerung.“
“
Wollen wir uns auch nicht der klassischen Redeweise des
artigen Wippchen bedienen, der sagen würde: „Lassen Sie
uns, geehrte Freunde, unseren altehrwürdigen Rothenberg
in jenen grauen Tagen heimsuchen, wo er noch in den ersten
Windeln lag!“ — so laden wir den Leser doch ein, soweit als
möglich im Dämmer der Vorzeit den Spuren der Existenz—
entwicklung dieser alten Veste zu folgen und jene Denktage
als Merkmale festzuhalten, welche ihrer Geschichte eine neue,
bedeutungsvolle Wendung geben.
So schlicht und farblos die Chroniken als einzige Zeugen
ihrer durchaus nicht sturmfreien Vergangenheit diese mit
wenigen nüchternen Worten aufzählen — sicher stehen sie
nicht im Einklange mit der Idylle der ersten Bewohner des
Wachtthurmes an der alten Eisenstraße, dem lichten Farben—
glanz ritterlichen Streitens, Zechens und Jagens und der
düsteren Waffenpracht im rauschenden Heerlager, im nächt—
lichen Ueberfall und der lauten, über das zerstampfte Gefild
dahintobenden Reiterschlacht! —
So war also die Veste Rothenberg zuvörderst unter
bayerischer Hut und Pflege. Aber durchaus nicht zum
Nutzen uͤnd Behagen der weiteren Umgebung und Städte.
Denn die Lage der Burg, welche hiedurch zu einer wahr—
haftigen Zwingburg wurde, war für damalige Zeitläufte eine
nach allen Flanken hin drohende, und namentlich wußte