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Frau Kunigunde gedachte fiH mit dem Undank:
baren nicht weiter einzulaffen und fchwieg. Diefer
dagegen fuhr fort: „Wer ift denn der elende Burfch,
der dort im StübhHen behaglidh die faulen Glieder
pflegt? Ein Lausbub von der Straße? Ia, der wird
bei fich felbft Lachen über fo alberne Leute, die feiner
Berftelung glauden und fo fhön mit ihm thun, Der
arme Vetter aber muß fidh plagen, wenn er nicht
Hungern und frieren will. Mit ihm Hat man Kein
Mitleid. Warum? Ei, weil er Katholifh ift, weil
er der einzige in der Familie ift, der den Glauben
feiner Bäter in Ehren hält, weil ex von der Iutheri-
Iden Keßerei nichts wiffen mag. Darum!“ m
„Schweig,“ unterbrach ihn hier die Hausfrau
und trat mit erhobener Hand vor den unverfhHämten
Burfchen, „unterfteh dich nicht, im DBeifein meiner
Rinder unfere Religion zu läftern. Wir haben nod
niemals ‚verlangt, daß du dihH zu ung Halten folft,
denn an dir würde die evangelifche Kirche wenig ge
winnen. Kannft nichts als Käftern und Kränfen, fo
geh aus unferm Haufe und komm niemals wieder!“
„DO ih fann gehen,“ entgegnete er troßig. Ein
treuer Katholik und abtrünniger Neger pyaffen au
nicht zufjammen, . Aber, Frau Muhme, laßt es eud) ge:
jagt fein, die Iutherifhe Keßerei wird bald ein Ende
nehmen, hier und überall. Ha! das wird ein Felt-
tag fein, wo der Mat der Stadt zum Thor hinaus: