Metadaten: "Als Nürnberg freie Reichsstadt war"

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Konrad sprach viel von seinen Hoffnungen, von 
seinen Plänen. Minna war nicht reich; sie liebte ihn 
und der Unterschied des Standes war ihr keiner. Er 
hielt nicht minder in der Ehre des bürgerlichen sich, 
als der Senator von Geuder sich in dem des Adels. 
Zudem war dieser nicht Vater Minnas, nur Vor— 
mund. Konrad hoffte viel, er hoffte Alles. 
Gern theilte Minna das Glück seiner Träume, 
wie seiner Hoffnungen; sie gab zu, daß er wohl thue, 
andern Tags zu Herrn von Geuder zu gehen und offen 
um ihre Hand zu werben; mit Freuden wollte sie 
das Nichtige des Namens von sich streifen, um ihm 
zu gehören, denn daß sie ihn liebte und einzig nur 
ihn, ja, daß sie in seltener Stärke des Gefühls ihn 
liebte, das ward ihr klar, jetzt, als die Stunde des 
Scheidens ihr drohte. Doch — ihm verschwieg sie 
es — sie selbst hoffte nichts! — Sie kannte den 
Vormund, sie kannte seinen Ahnenstolz und nicht 
fremd war ihr seine Hartnäckigkeit bei einmal Be— 
schlossenem. Sie ahnte, daß Konrad mit dem letzten 
Kusse, für heute Abend, wie er vermeinte, von ihr 
schied, daß auch der letzte Kuß seiner Liebe ihr ge— 
worden sei. Noch einmal preßte sie in voller Liebe 
ihn an ihr Herz, noch einmal suchten und fanden 
ihre Lippen die seinigen — es sollte ja für das ganze 
Leben sein! — Dann hielt sie das Taschentuch vor 
die Augen, winkte stummen Abschied ihm und während 
er, von den Fittichen der Hoffnung getragen, hinunter 
am „rothen Roß“ eilte, über den „Weinmarkt“, am 
„schönen Brunnen“ vorbei und durch die „neue Gasse“ 
heim in die elterliche Wohnung, trat sie ein in das
	        
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