Full text: Die reichsstädtische Haushaltung Nürnbergs (1. Band)

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Einleitung. 
durch Wucher vervielfältigen. Wir erfahren dies gelegentlich durch eine 
in der Zeit von 1437 bis 1452 in Nürnberg angestellte amtliche Unter- 
suchung, welche ergab, dafs ein Bäckermeister bei dem derzeitigen ge- 
ringen Gewicht der Hellersemmeln allein durch Semmelbacken ohne Mühe 
einen Übergewinn von jährlich 250 &% erzielen konnte.) Damit sind 
wir schon an der unteren Grenze der groflsen Einkommen angelangt, über 
welche hervorragende Künstler, Gelehrte, Kaufleute und Grofsgrundbesitzer 
verfügten. Dem Maler Hans Luckenbach z. B. bewilligte die Stadt im 
Jahre 1436 für die Ausmalung der Ratstube 153 G (168,30 &). Ein 
niederländisches Altargemälde für den MFronaltar zu St. Ulrich wurde 
1455 in Augsburg für 200 G (220 &) angekauft, und ein anderes soll 
ebendort im folgenden Jahre sogar mit 400 G (440 &%) bezahlt worden 
sein. Der berühmte Jurist Gregor von Heimburg bezog allein von der 
Stadt Nürnberg zeitweise bis zu 500 G (550 &) im Jahr. Und wie es 
mit dem Einkommen eines klein anfangenden, aber strebsamen Kaufmanns 
bestellt war, lehrt uns das Beispiel des durch seine Chronik bekannten 
Burkhard Zink.?) Als er sich im Jahre 1420 zu Augsburg mit der Tochter 
einer armen Witwe verheiratete, besafs er weiter nichts als seine gute 
Kleidung und einige Augsburger Pfennige bares Geld. Seine Frau brachte 
ihm ein kleines Bett und etwas Küchengerät zu, eine Aussteuer, die nach 
seiner Schätzung alles in allem keine zehn Pfund Augsburger Münze, 
oder nach Nürnberger Währung knapp 4%  &% wert war. Er geriet daher 
in helle Verzweiflung, als sein bisheriger Prinzipal, ein wohlhabender 
Augsburger Kaufmann, der mit der Heirat seines Kommis nicht ein- 
verstanden war, ihn unmittelbar nach der Hochzeit entliefßs. Nun zeigte 
es sich aber, daß die junge Frau noch etwas in die Ehe eingebracht 
hatte, was in die 4%, & nicht mit eingerechnet war: ein tapferes Herz 
und eine fleifsige Hand. Sie rechnete ihrem Manne vor, dafs sie wöchent- 
lich ihre acht Pfund Wolle spinnen könne, wofür ihr jede Weberei einen 
Spinnlohn von 4% pro Pfund bezahlen würde; das gäbe in der Woche 
allein schon 32 A. Aus ihrer Zuversicht schöpfte Zink neuen Mut. Er 
trug sich seinem ehemaligen Lehrer, einem in Augsburg wohnenden 
Geistlichen, als Schreiber an und erhielt von diesem den Auftrag, eine 
Abschrift des „Compendium Sanecti Thome“ anzufertigen. Der Schreiblohn 
für die Sextern, d. h. für eine Lage von sechs Blättern grofsen Formats, 
wurde auf vier Groschen festgesetzt, von denen jeder damals 77% Augs- 
burger Pfennige galt; und da Zink in der Woche vier Sextern abliefern 
konnte, so brachte er es wöchentlich auf 120 A, was mit den 32 & 
NEE 
1) Vergl. Beilage No. II. 2) Vergl. Chron. Augsburg II. pg. 1380 und 436.
	        
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