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wenig den Anforderungen der Gesundheitspflege bezüglich des Luftraumes. Wie
schlecht muß es da erst bestellt sein, bei der großen Masse der Nürnberger Arbeiter⸗
bevölkerung, bei den ungelernten Arbeitern, bei den kleinen Hausindustriellen, ja
auch bei der Mehrzahl der gelernten Arbeiter, die doch weit weniger verdienen als
der Durchschnitt der von uns hier beobachteten.
Selbst wenn wir alle verfügbaren Räume, also neben den heizbaren und
nicht heizbaren Zimmern und Kammern, auch die Küchen, Korridore, Vorplätze und
dergl. der Berechnung zu Grunde legen, kommt noch immer kein den Anforderungen
der Hygiene entsprechendes Resultat heraus, denn selbst dann haben noch immer
45— 46 Proz. der Wohnungen weniger als 20 Kubikmeter Luftraum auf den Kopf
des Inwohners, ja in 8—–9 Proz. derselben ist noch nicht einmal der Luftraum
von 10 Kubikmeter erreicht, er geht selbst dann noch bis auf 6,96 Kubikmeter auf
den Kopf zurück und in 20 Proz. beträgt er dann erst 20 —80 Kubikmeter, und
blos ein Drittel hätte dann erst mehr wie 80 Kubikmeter auf den Kopf. Daß
aber eine Grundlage dieser Art für die Berechnung nicht angängig ist, braucht
nicht weiter auseinandergesetzt zu werden, denn die Benützung von Küchen, Korri—
doren und Vorplätzen als Wohn- und Schlafräume ist unter allen Umständen
pom Standpunkte der Gesundheitspflege nicht zu empfehlen.
Die Berechnung des Kubikinhaltes der Wohnungen bietet auch einen Maß⸗
stab, um Vergleiche in den Preisen der Wohnungen zu machen; freilich wäre diese
Berechnung erst dann von vollem Werthe, wenn man die Preise der Wohnungen,
welche die besitzenden Klassen benützen, auf Grund des gleichen Maßstabes be—
rechnet, zum Vergleiche heranziehen könnte; hierfür fehlt aber leider das Material.
Wir können aber die Wohnungen auch hier nach Größenklassen und Stockwerk—
höhen ꝛc. mit einander vergleichen. Es ergeben sich da die folgenden Resultate:
Wenn wir die Wohnungen nach dem Küubikinhalt der heizbaren und nicht
heizbaren Zimmer mit Einschluß der Kammern, die, freilich oft zweckwidrig, dem
Wohnungsbedürfniß dienen müssen, gruppiren, so haben wir keine Wohnungen, die
mehr als 200 Kubikmeter groß sind, die größte ist 199,81 Kubikmeter, die kleinste
ist 24,72 Kubikmeter groß. Es ergeben sich die folgenden Gruppen: 1) Wohn—
ungen mit 160 - 200, 2) Wohnungen mit 100- 150, 8) solche mit 50—- 100
und endlich 4) mit weniger als 50 Kubikmeter. Der Preis des einzelnen Kubik—
meters stellt sich in den größten Wohnungen (Gruppe 1), die aber blos 8,82 Proz.
der Wohnungen ausmachen, 2,045 Mk., in der nächsten Gruppe mit 85,29 Proz.
der Wohnungen 4,00 Mk., in der dritten Gruppe mit 44,13 Proz. der Wohn⸗
ungen 8,00 Mk. und endlich in den kleinsten aller Wohnungen mit 11,76 Proz.
gar 4,58 Mk. In den größten Wohnungen würde somit der Kubikmeter Wohn⸗
raum noch nicht einmal die Hälfte des Preises in den kleinsten Wohnungen
ausmachen!
Wenn wir bei der Gruppirung die Miethpreise zur Grundlage nehmen, so
ergibt sich das Folgende: In den Wohnungen zum Jahresmiethspreise von über
400 Mk. kostet der Kubikmeter 2,62 Mk., in den Wohnungen zum Preise von
über 800 bis zu 400 Mk. kostet derselbe 2,834 Mk., bei den Wohnungen zum
Preise von 250,01 Mk. bis 800,00 Mk. 2,45 Mk., bei denen mit einem Jahres⸗
zinse von über 200 Mk. bis 250 Mk. 2,88 Mk. für den Kubikmeter, bei den
Wohnungen über 150 bis 200 Mk. 8,12 Mk., bei den billigsten Wohnungen 2,59 Mk.
Wenn man die an Zahl sehr geringen theuersten und billigsten Wohnungen aus—⸗
scheidet, so ergibt sich eine regelmäßige Steigerung des Kubikmeierpreises der
Wohnräume von den theuereren zu den billigeren Wohnungen, oder mit anderen
Worten: Je weniger für die Wohnung ausgegeben werden kann, desto theuerer
kommt der gleiche Kubikinhalt derselben zu stehen.