272 — III. Stimmen der auswärtigen Presse
„Farben der Stadt, Bayerns und des Reiches hängen allent—
halben von den hohen spitzgiebligen Häusern herunter. Teppiche
zieren die Fenster, Reisig-Guirlanden ziehen sich die schönsten
Häuserfronten entlang, dazwischen häufig große Porträtbilder
des ehrwürdigen Dichterkopfes mit dem langen weißen Barte
und dem sinnend vorgeneigten Blicke. In sehr vielen Schau⸗
läden steht seine Büste mit Lorbeer bekränzt und von zahl—
reichen elektrischen Glühlämpchen beleuchtet. Auf dem Platze,
wo sich des Dichters Denkmal erhebt, worüber sich nun ein
Reisigbau wölbt, der es fast ganz verdeckt, erheben sich schon
die Mastbäume, welche die Fahnen und Flaggen tragen sollen,
und der Sonntag erlaubt es der ganzen Bevölkerung, sich in
den Straßen zu bewegen, die sie denn auch reichlich füllt,
zumal als aus den Umgebungen Nürnbergs in besonders ver—
mehrten Eisenbahnzügen viele Menschen hereinströmen und die
Gasthöfe füllen.“
über die Hans Sachsausstellung schreibt dieser Bericht⸗
erstatter: „Zur Zeit, als ich dies schreibe, ist von den ver—
schiedenen festlichen Veranstaltungen, welche in den nächsten
zwei Tagen stattfinden sollen, nur die Hans Sachsausstellung
in der Katharinenkirche sichtbar. Es ist dies derselbe Raum,
in dem die Meistersinger ihre Zusammenkünfte abzuhalten
pflegten, ein alter, frühgotischer Ban, der bisher aber als
Depot für die Theaterdekorationen, mitunter auch als Maler—
itelier zu dienen pflegte; jetzt wurde der Theatertand aus—
geräumt und alles frisch gesäubert, und der Bau soll in Zu—
kunft einem würdigeren Zwecke dienen, zwar zu keinem Hans
Sachsmuseum, wie man vorschlug, denn das ist ganz Nürn—
berg selbst, wohl aber Erinnerungen an die Meistersingerzeit
uud Ahnlichem als Heimstätte dienen. Eine schöne Zierde
erhielt der Raum durch den prächtigen Prospekt von Wilhelm
Ritter, der den großen Marktplatz darstellt und die Situation
n der Zeit des siebzehnten Jahrhunderts etwa auffaßt.
Außerdem sind noch Bilder aus dem großen deutschen Sänger-“