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Prinzenraubes hingerichtet wurde, selbst gestanden und geäußert daben
daß er diesen Tod schon allein wesen seiner Untreue gegen die Nürn⸗
berger verdiene. Die Nürnbergischen Chronikenschreiber haben es sich
naturlich nicht nehmen lassen, diese Sage immer von neuem wieder ihren
gläubigen Lesern aufzutischen, denen es schmeichelte, daß der grimmise
Feind ihrer Vaterstadt einstmals nur mit genauer Not den Händen ihrer
Horvordern entkommen sei. Der Rat war, wie erklärlich, voller Freude
uͤber diesen Sieg, und es ist noch eine ganze Relhe von Schreiben erhalten,
durch die er seine Bundesgenossen davon in Kennlnis setzte.
Soweit Reicke über diese interessante, wenn auch politisch nicht gerade
bedeutende Begebenheit, die zur damalisen Zeit auch im Liede viel ver—
herrlicht wurde.
Vom Ort der Schlacht am Ludwisskanal der Stadt zu entlang
gehend, durchschreiten wir den Saum des Reichswaldes, von dem wir
nicht scheiden können, ohne Mummenhoffs ebenso poesievoller als zu—
treffender Worte zu gedenken: „Wer einmal tiefer in den Reichswald
vorgedrungen ist, wird nicht selten sowohl durch seine UNeppigkeit als durch
die Unmut, die ihm hier entgegentritt, überrascht gewesen sein. Da pranst
er im fröhlichen Schmuck hochaufragender Fichten, unter die sich die dunkle
Tanne, die helle Buche, die knorrige Eiche mischen. Oder er zeigt uns,
wie Inseln, in seinem Revier liebliche Waldwiesen mit saftigem Grün
bewachsen, oder es ziehen sich an seinen Bächen hellgrüne Säume hin
mit praͤchtigem Baumwuchs an den Hängen, hie und da sogar ein wenig
zerklüftet, wie man es wohl kaum zu ahnen gewäagt. Und wem geht
das Herz nicht auf, wenn ihm der hügel und Thäler mit seinen dunklen,
krausen Häuptern überziehende Wald im hellen Sonnenlichte entgegengslänzt,
während in der Ferne bläuliche Berge, Uusläufer des Jura, den wirkungs⸗
vollen Rahmen abgeben! Wer die Schönheiten und Geheimnisse des
Reichswaldes erkunden will, der muß ihn aufsuchen und in sein Inneres
vordringen, er wird dann wiederkommen und in lieb gewinnen.“
Wir eilen nun weiter unserem Hiele zu, das uns aus nächster Nähe
mit seinen altersgrauen Thürmen, Mauern und Thoren entsegenwinkt,
und betreten hinter uns den Waldsaum lassend das Dörflein
Gibitzenhof
dessen malerischer Herrensitz einst im Besitze der oftmals genannten Wald—
stromer war, dann in den der Familie Löffelholz überging, die ihn heut—
zutage noch zu eigen haben, und aus deren Familienarchiv wohl noch
manche Aufschlüsse über das interessante Schlößchen in Kriegs- und
Friedenszeiten zu erholen wären.
Nördlich davon sehen wir über die weite Ebene zerstreut bhereits
allenthalben moderne Bauwerke sich erheben und wohl nur kurze Heit
noch mas es währen bis auch die auf dieser Seite gelegenen Ortschaften
die sich ausbreitende Handelsstadt in ihre Arme schließt, wie dies seit
Jahren schon mit den nahegelegenen Dörfern
Steinbühl,
dann Gosten-, Glocken- und Flaschenhof der Faͤll ist.