Volltext: Nürnberg's nächste Umgebung

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errungenen Posten verloren geben. Mißtrauisch gegen das Glück, das ihn 
an diesem entscheidenden Tage verlassen hatte, getraute der König sich 
nicht, mit erschöpften Cruppen am folgenden Tage den Sturm fortzusetzen 
und zum erstenmal überwunden, weil er nicht Ueberwinder war, führte er 
seine Truppen über die Rednitz zurück. Zweitausend Tote, die er auf dem 
Wahlplatz zurückließ, bezeugten seinen Verlust, und unüberwunden stand der 
Herzog von Friedland in seinen Linien. 
Noch ganze 14 Tage nach dieser Aktion blieben die Armeen einander 
gegenüber gelagert, jede in der Erwartung, die andere zuerst zum Aufbruch 
szu nötigen. Jemehr mit jedem Tage der kleine Vorrat an Lebensmitteln 
vchmolz, desto schrecklicher wuchsen die Drangsalen des Hungers, desto mehr 
verwilderte der Soldat, und das CLandvolk umher wurde das Opfer seiner 
tierischen Raubsucht. Die steigende Not löste alle Bande der Zucht und 
der Ordnung im schwedischen CLager auf und besonders zeichneten sich die 
deutschen Regimenter durch die Gewaltthätigkeiten aus, die sie gegen Freund 
und Feind ohne Unterschied verübten. Die schwache Hand eines einzelnen 
vermochte nicht einer Gesetzlosigkeit zu steuern, die durch das Stillschweigen 
der unteren Befehlshaber eine scheinbare Billigung und oft durch ihr 
eigenes verderbliches Beispiel Ermunterung erhielt. Tief schmerzte den 
Monarchen dieser schimpfliche Verfall der Kriegszucht, an die er bis jetzt 
einen so gegründeten Stolz gesetzt hatte, und der Nachdruck, wie er den 
deutschen Offizieren ihre Nachlässigkeit verweist, bezeugt die Heftigkeit seiner 
Empfindungen. „Ihr Deutschen“, rief er aus, „ihr, ihr selbst seid es, die 
ihr euer eigenes Vaterland bestehlt und gegen eure eigenen Glaubens— 
genossen wütet. Gott sei mein Zeuge, ich verabscheue euch, ich habe 
meinen Eckel an euch, und das Hherz gellt mir im Leibe, wenn ich euch 
anschaue. Ihr übertretet meine Verordnungen, ihr seid Ursache, daß die 
Welt euch verflucht, daß mich die Thränen der schuldlosen Armuth ver— 
folgen, daß ich öffentlich hören muß: Der König, unser Freund, thut uns 
mehr Uebels an, als unsere grimmigsten Feinde. Euretwegen habe ich 
meine Krone ihres Schatzes entblößt und uber 40 Tonnen Goldes aufge— 
wendet, von eurem deutschen Reich aber nicht erhalten, wovon ich mich 
schlecht bekleiden könnte. Euch gab ich alles, was Gott mir zuteilte, und 
hättet ihr meine Gesetze geachtet, alles was er mir künftig nachgeben 
mag, wüuͤrde ich mit Freuden unter euch ausgeteilt haben. Eure schlechte 
Maͤnnszucht überzeugt mich, daß ihrs böse meint, wie sehr ich auch Ursache 
haben mag, eure Tapferkeit zu loben“. 
Nürnberg hatte sich über Vermögen angestrengt, die ungeheuere 
Menschenmenge, welche in seinem Gebiet zusammengepreßt war, I Wochen 
lang zu ernähren; endlich aber versiegten die Mittel und der Könis, als 
der zahlreichere Theil, mußte sich eben darum zuerst zum Abzug entschließen. 
Mehr als 10 000 seiner Einwohner hatte Nürnberg begraben und Gustav 
Adoif gegen 20000 seiner Soldaten durch Krieg und Seuchen eingebüßt. 
Zertreten lagen alle umliegenden Felder, die Dörfer in Asche, das beraubte 
Landvolk verschmachtete auf den Straßen, Modergerüche verpesteten die 
Cuft, verheerende Seuchen, durch die kümmerliche Nahrung, durch den 
Qualm eines bevölkerten Lagers und so vieler verwesenden Ceichname,
	        
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