Metadaten: Johann Tobias Kiessling und einige seiner Freunde nach ihrem Leben und Wirken

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jo waren mir doch diefe Worte in meinem damaligen fhwachen 
Zuftande viel taufendmal lieber, und ich weiß mich nicht zu 
grinnern, daß vor der Zeit ein Wort des Herrn fo tiefen Einz 
druck auf meine Seele gemacht hätte als diefe Worte. 
Run, der Todtkranke genas, und es Fam Heraus, wer das 
liebe SefchenE mit dem fehinen Bibelfpruch gefchict habe. Und 
die Beiden wurden nun nicht blos bekannt, fondern innig vers 
traute Freunde, und Seele ging in Seele über und blieben Beide 
treu verbunden bis ans Grab und drüber hinaus auch noch. 
Wir find hier einmal bei der Sefchichte des Pfarrers Söh: 
da will ich denn auch noch gleich ein anderes feltfames Sez 
fchichtchen erzählen 
17, Bon einem multiplicivenden Brandretter, 
Als das Forfferfche Haus in der Laufer Saffe, in deffen 
Nähe unfer Veber Pfarrer Söß wohnte, abbrannte, mußte der 
arme Fränfliche Mann auch ANes, was er hatte, zufammenpaden 
und ausräumen. ES war gerade nicht viel zufammenzupaden, 
aber das, was den meiften dußern Werth hatte, einige Koftbarz 
feiten und den Heinen Vorrath an baarem Selde (es war wohl 
furz vorher erft die Befoldung eingegangen), wollte der liebe 
Mann doch felbftin feine Hände nehmen (nicht ja um feinet=, fonz 
bern um der lieben Kinder willen). Er frägt es eben die Treppe 
hinunter, da begegnet ihm Einer, fo ein Brandretter, der fagt: 
Nur mir her, lieber Pfarrer! e8 fol Ihnen wohl bewahrt fein, 
und gehen Sie nur und retten das Andere. 
Der Pfarrer giebt ihm das Seld und die Vretlofen, und 
geht zurüc, 
Das Feuer wird gelöfht. — Da nun am Morgen die 
Sefahr vorbei und dem armen Erfchrockenen die Befinnung wie= 
dergeFehrt ift, fat dem lieben Pfarrer wohl fein Paquet mit dem 
Belde und mit den anderen Foftbaren Sachen ein, aber auf den 
Mann, dem er e8 gegeben, Fann er fich nicht befinnen. Doch 
glaubt er wohl überzeugt fein zu Fönnen, daß er es einem fichern 
Menfchen übergeben habe. Die Unruhe über das Schicfal des
	        
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