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Er ist eines derjenigen Glieder gewesen, die ihr ganzes
Herz der erkannten christlichen Wahrheit hingaben, und seiner
Dankbarkeit gegen Wenzel, der ihn den Weg der Wahrheit
gewiesen, gab er stets gleich beredten Ausdruck, wie seiner
Verehrung für den Doktor Martinus.o1)
In dem Kreise dieser Männer spielt sich das ganze
geistige Leben jener Zeit ab. Aus dem Refektorium und
der Kapelle des Augustinerkonventes trugen sie die Keime
evangelischen Lebens hinaus in die Reihen ihrer Mitbürger
und auswärtigen Freunde.
Die sodalitas ist das Kindbett der nürnberger Kirchen—
erneuerung geworden. Darnach ist ihre Bedeutung, darnach
die ihres geistigen Nährvaters Linck zu bemessen. Es ist
uns gestattet einen genaueren Einblick in ihr geistiges Treiben
zu thun. Wie bereits bemerkt, war Bruder Martinus
vorderster Gegenstand ihrer Besprechungen. Das Interesse
der Nürnberger für die wittenberger Hochschule war von
Anfang an ein reges. Neben Ingolstadt suchte die studierende
Jugend namentlich die neue sächsische Universität auf und
unter den Immatrikulierten der ersten Semester finden wir
bereits eine ganze Reihe Nürnberger. 2) Als dann 1507
der Nürnberger Scheurl als Professor der Rechte dorthin
berufen wurde, wuchs die Zahl der Söhne jener Stadt
während dessen fünfjähriger Thätigkeit immer mehr. Cuthers
und Karlstadts Namen waren bekannt und hatten einen
guten Klang. Ein eigentlicher Verkehr des nürnberger
Gelehrtenkreises mit diesen Männern beginnt jedoch erst mit
dem Jahre 1517. Staupitz hatte ihnen gar manches von
dem wittenberger Bruder erzählt, der die Briefe des
„Mannes von Tarsus“ mit wunderbarem Talente kommen—
tiere und der geistige Verkehr, in dem der Vikar mit LCuther