Metadaten: Alt-Nürnberg

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Jahresaufwand für Ehrengaben auf die Blüte des Finanzwesens 
der Republik zu schließen, wenn man nicht wüßte, daß auch noch in 
den Zeiten, wo dasselbe schon in ärgster Zerrüttung lag, dieselbe 
großartige Freigebigkeit als eine unausweichliche Ehrenpflicht geübt 
worden ist. Die Summen, welche das „Schenkbuch“ der Reichsstadt 
für die verschiedenen Verehrungen aufzählt, erscheinen uns Menschen 
einer anderen Zeit ganz ungeheuerlich. Daß der nach Nürnberg 
kommende Kaiser die herkömmliche reich bemessene Verehrung empfing 
und daß die Kurfürsten, wenn sie in Nürnbergs Mauern Herberge 
nahmen, ebenfalls mit der üblichen bedeutenden Ehrengabe bedacht 
purden, mag selbstverständlich erscheinen. Aber außerdem wurden 
aoch jeder Fürst und Fürstensohn, wurden Grafen und Freiherren, 
Bischöfe und Prälaten, Gesandte, Räte, Kämmerer, Offiziere u. s. w. 
bei ihrer Anwesenheit in Nürnberg von Ratswegen bekomplimentiert 
und beschenkt. Dazu kamen noch viele andere Gelegenheiten zu Ehren— 
ausgaben, so z. B. wenn der Rat zu Gevatter gebeten oder zur 
Hochzeit geladen wurde. Dies geschah nicht bloß seitens benachbarter 
Fürsten, Freiherren u. s. w. sondern häufig auch von Persoönlichkeiten, 
welche mit der Stadt Nürnberg in gar keiner Beziehung standen. 
übrigens scheinen die Verwalter des Nürnberger Staatsschatzes 
die Aufgabe dieser kostspieligen Anstandspflichten doch manchmal 
schwer empfunden zu haben. Dies geht daraus hervor, daß der Rat, 
wenn ein Reichs- oder Fürstentag in Sicht war, mehrmals sich mit 
großem Eifer und allerhand Mitteln bemüht war, die zugedachte 
Fhre von der Stadt abzulenken. 
Gegen die von dem Rate geübte ausgedehnte Freigebigkeit sticht 
die von demselben gegen einen der erlauchtesten Geister deutscher 
Nation gezeigte Knauserei äußerst unangenehm ab. Als Johannes 
Kepler 1620 dem Rate von Nürnberg seinen gedankenvollen Traktat: 
„Die Harmonie der Welten“ verehrte, wurde er mit lumpigen 12 fl. 
cheinisch bedankt und als 1624 Kaiser Ferdinand II., eigenen Geld— 
mangels halber, dem „kaiserlichen Mathematikus“ zur Druckherstellung 
seiner „Astronomischen (der sogenanuten Rudolfinischen) Tafeln“ den 
Betrag von 6000 fl. auf die Reichsstädte Kempten, Memmingen und 
Nürnberg anwies, da entsprachen zwar die beiden kleinen schwäbischen 
Städte dem kaiserlichen Wunsch, der Rat von Nürnberg aber, der 
großen reichen Stadt, in welcher einst Regiomontan gewirkt, verstand 
es, unter allerlei Vorwänden diese wirkliche Ehrenausgabe von sich 
wegzuschieben. 
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