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auch in seiner Phantasie herrschten und einen künstlerischen Aus-
druck fanden.
Das rückschauende Auge des Historikers verweilt nicht bei
den einzelnen Ereignissen, sondern sucht nach ihrem Zusammen-
hange und fasst sie als grosse Einheit zusammen. So folgenreich,
für uns Deutsche epochemachend, die Trennung von der alten
Kirche, die Feststellung eines neuen Bekenntnisses auch ist, so füllt
doch dieses Ereignis den Rahmen nicht vollständig aus, welcher
das Reformationszeitalter im historischen Sinne in sich schliesst.
{n dem Gedankenkreise und dem Formensinn, namentlich der ger-
manischen Menschheit, waren grosse Veränderungen vor sich ge-
gangen, welche alle mehr oder weniger miteinander zusammen-
hingen. Die Pforte, durch welche die Kunst des siebzehnten
Jahrhunderts glänzend und siegreich eintritt, wird leise geöffnet.
Wie auf religiösem und sittlichem Gebiete, das Streben dahin geht,
das Verhältnis zu den Idealen innerlich zu vertiefen und persönlich
zu gestalten, so nimmt der wissenschaftliche Sinn und die Phantasie
die Beobachtung zum Ausgangspunkte und sucht in das Innere der
Natur, der menschlichen Erscheinung einzudringen. Der Gewissen-
haftigkeit dort entspricht hier der ernste Trieb nach reichstem
Wissen. Mit der Fülle und der Schärfe der Beobachtungen mehrt
sich das Verständnis und steigert sich das Interesse. Wie die
Wissenschaft das Gesetzmässige in der Bildung und Entwickelung
der Dinge erkennt, so fasste die Phantasie eine immer wärmere
Liebe zu ihnen. Sie sucht die Schönheit nicht ausserhalb, gleich-
sam über der Natur. So wie sie ist, erscheint die Welt voll der
mannigfachsten Reize, wert von der Kunst verkörpert zu werden.
Die liebevolle Wahrheit wird ihr Ziel. Dieses galt von der
landschaftlichen Natur wie von der menschlichen Erscheinung.
Das Porträt tritt in den Vordergrund der Kunstpflege. Nicht das
Einzelbildnis und die Bildnisgruppe allein sind dabei gemeint.
Auch reichere Schilderungen, umfassendere Kompositionen ein-
zelner Naturstudien, besitzen eine porträtmässige Grundlage. Das
Bildnis selbst spiegelt, dem Zuge der Zeit entsprechend, das
{innere des Dargestellten, sein Temperament, seine Sinnesweise
lebendig wieder, es wird zur Charakterfigur. Selbstverständlich
mussten mehrere Menschenalter vorübergehen, ehe die neue Kunst-
richtung reife Früchte trug. Erst im siebzehnten Jahrhundert,
vornehmlich bei den Holländern, gewann sie volle Kraft. Vor-
bereitet und begonnen wurde sie aber bereits im Zeitalter der
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