DAS RATHHAUS,
Neben Schlössern und Kirchen nehmen die Rathhäuser in den Städ-
ten, zumal in den ehemaligen Reichsstädten, die Aufmerksamkeit am
meisten in Anspruch, da in letzteren alle politische Macht in den
Rathhäusern conzentrirt war und dieselben stets den ihrem Wesen
entsprechenden Ausdruck erhielten, so weit Geist und Möglichkeit
denselben in der jedesmaligen Epoche des Entstehens hervorrufen
konnten. Im 13. Jahrhundert stand das Rathhaus am Tuchgäfslein.
an dem Platze, wo jetzt das Haus S. Nr. 25. steht. Vom Jahr 1332 —
1340 wurde ein neues Rathhaus gebaut, das von Hans Behaim
1521 — 1522 erweitert und zweckgemäfser eingerichtet wurde. Nach
neunzig und etlichen Jahren kaufte der Senat noch zwei Häuser ge-
gen die ehemalige Predigerkirche hin an, liels die ganze Fronte des
alten Rathhauses nebst den beiden dazu gekauften Häusern nieder-
reilfsen und. durch den Baumeister Eustachius Karl Holzschuher
die jetzt noch stehende 275 Fufs lange Facade aufführen, die, obwohl
im italienischen Style (1616 — 1619) aufgeführt, dennoch den gothi-
schen Bauten der Sebaldkirche u. a. gegenüber, durchaus nicht ver-
liert. Zwei Etagen, jede mit 36 Fenstern in zwei langen Fluchten,
eine das Dach verdeckende steinerne Gallerie, drei Pavillons mit
Thürmchen, wovon der mittlere Pavillon breiter und höher ist und
drei gleichgestaltete, mit dorischen Säulen eingerahmte Portale mit
verschiedenen Wappen und halbliegenden Figuren, ist die vordere
Ansicht des Rathhauses eine sehr imposante zu nennen.
Im Erdgeschofse befindet sich eine Kreuzbogenhalle, die in Taf. 22
der Mitte nach der Länge hin von drei freistehenden und zwei Wand-
Taf. 21.