Fleisch vorgesetzt; beides weist er nicht nur mit Wider-
willen, sondern mit förmlichem Ekel von sich, dagegen
nimmt er mit Vergnügen reines Brunnenwasser und Brot.
Dann legt er sich im Stall auf die Streu und schläft wie
ein Toter, bis der Rittmeister in Gesellschaft seiner
Freunde nach Hause kommt. Der junge Mensch geht auf
den Rittmeister zu, dieser erbricht den Brief, liest ihn,
weiß nichts damit anzufangen, und tut das Gescheiteste,
was er tun kann: er übergibt den Unbekannten einem
Freund, dem Polizeiaktuar von Scheurl; der sorgt dafür,
daß jener auf die Polizeiwache und dann in Haft auf den
Vestner Turm gebracht wird.
Ich möchte zunächst den Brief, den Kaspar Hauser
nach Nürnberg mitgebracht hat, verlesen. Später werde
ich ihn im Bilde zeigen und darauf zurückkommen. Sie
müssen aber schon jetzt den Inhalt kennen lernen. Es
war ein größerer Brief, in den ein kleiner Zettel eingelegt
war. Der erste lautet folgendermaßen:
„Hochwohlgebohrener Herr Rittmeister!
„Ich schücke ihner ein Knaben der möchte seinen
König getreu dienen Verlangte Er, dieser Knabe ist mir
gelegt worden,‘ [d. h. zur Erziehung auf die Türschwelle
des Hauses gelegt] „1812 den 7. Oktober, und ich selber
ein armer Taglöhner, ich habe auch selber 10 Kinder,
ich habe selber genug zu tun, daß ich mich fortbringe,
und seine Mutter hat mir um die Erziehung das Kind
gelegt, aber ich habe sein Mutter nicht erfragen könen,
jetz habe ich auch nichts gesagt, daß mir der Knabe
gelegt ist worden, auf dem Landgericht. Ich habe mir
gedenkt, ich müßte ihm für mein Sohn haben, ich habe
ihm Christlichen Erzogen und habe ihm Zeit 1812 Keinen
Schrit weit aus dem Haus gelassen daß kein Mensch