Volltext: In Memoriam Adolf Bartning

gleichgültig sein kann, daß man erfahre, auf welche Art 
sie zur Herrschaft gelangte. Übrigens hat ihr das Ver- 
brechen, wenn wirklich ein solches bestand, nicht viel 
Glück gebracht. Der Erbprinz Louis starb früh nach zehn, 
im Wahnsinn verbrachten Jahren; der jetzige Regent ist, 
mit Aufgabe aller Souverainitätsrechte Vasall Preußens 
geworden und die Früchte jener Erbschaft sind daher 
nicht allzugroß u.s.w. Kein Mitglied zeichnet sich in 
dieser Linie durch hervorragende Geistesgaben aus, und 
somit hat die ganze cause c6lebre viel von ihrer ursprüng- 
lichen Bedeutung verloren. ‚Ich selbst theilte von jeher 
mit der großen Mehrzahl der badischen Landesbewohner 
die Meinung, daß Kaspar Hauser nicht der Sohn des 
Großherzogs Carl war. Ich habe dieselbe sogar in meinen, 
Ihnen vielleicht bekannten ‚„‚Memoiren‘‘ —- welche unter 
dem Titel: „Mein Tagebuch‘‘ 1862 bei Sauerländer in 
Frankfurt erschienen sind — ausgesprochen. In neuester 
Zeit jedoch, seit ich mich mit dieser Frage mehr beschäf- 
tigte, habe ich meine Ansicht dahin modifizirt, daß Kaspar 
Hauser höchst wahrscheinlich der badische Erbprinz war, 
eine Vermuthung, welche sich zur Gewißheit steigern 
würde, wenn ich den vollen Beweis der Ächtheit des 
Ministerraths vom 30. März 1830 mir verschaffen könnte, 
Ich stand durch viele Jahre in enger, persönlicher und ge- 
schäftlicher Berührung mit Hennenhofer, habe eine Menge 
Briefe von ihm: aber nie, durch ein Vierteljahrhundert, war 
zwischen ihm und mir, weder mündlich noch schriftlich, 
von Kaspar Hauser die Rede. In meinen Memoiren habe 
ich auch eine Charakteristik von diesem sonderbaren 
Mann, wie von Großherzog Ludwig und seinem Hofe, ent- 
worfen. Unter diesen Umständen glaube ich mich daher 
nicht unmittelbar. an weiteren Forschungen über diese 
räthselhafte Frage betheiligen zu können, welche so lange 
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