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lichkeit. Der ungehobelte bon sens des Mannes, sein guter
Blick für Praktisches hat eine schablonenmäßige Ausbil-
dung empfangen, wofür etwa die militärische Schreibstube
die Ursache gewesen sein könnte. Ein früherer Unter-
offizier, der jetzt als Gutsverwalter oder als Unterförster
in subalterner Stellung steht, mag diesen Text verfaßt
haben. Der Mann ist energisch, tätig betriebsam, dienst-
eifrig, zwar kein logischer aber ein materiell klarer Kopf,
auch für Geschäftliches brauchbar, ohne Überschau freilich
oder höher entwickeltes Dispositionstalent. Gegen seinen
Vorgesetzten fügsam, führt er pflichteifrig aus, was ihm
befohlen wird. Etwas grob und rücksichtslos mit seiner
robusten Gesundheit andere brutalisierend, ohne es selbst
zu merken oder zu wollen. Anlage zum Jähzorn ist vor-
handen, wahrscheinlich spricht er auch dem Alkohol
etwas zu, die Verschmierung der Unterlängen sind da
sehr sprechend. Diese Umstände machen ihn launisch,
gelegentlich gereizt, ungleichmäßig und oft schroff, auf-
fahrend, etwa auch zu Affekthandlungen aufgelegt; eigent-
lich grausam ist er dabei nicht. Dieser Typus Mann ist
mir im Bayrischen hundertfach begegnet; er sitzt dort in
jedem Wirtshaus auf dem Land, ist aber, wenn man sich
an seiner rauhen Außenseite nicht stört, gar nicht so übel.
Großsprecherisch, naiv und leichtgläubig durcheinander,
besitzt er zwar weder Takt noch Feinheit, aber einen
gewissen rohen Enthusiasmus. Ein treuer Diener seines
Herrn also spezifisch bayrischer Färbung. Selbstgefällig
blickt er auf seinen Schneid und auf seine Kraft, ein mar-
tialischer Prahler, aber moralisch kein Schwächling. Un-
aufrichtig ist er nicht von Natur, einzig Übertreibungen
und Aufschneidereien beeinträchtigen die Wahrhaftigkeit
in diesem Charakter. Ich halte ihn persönlicher Gutmütig-
keit für fähig und nicht für allzusehr der Geldgier unter-
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