in erster Linie gelöst werden müssen, dieses: Wie steht es
mit dem Spiegelschriftzettel? Wer hat ihn verfaßt?
Ich möchte Ihnen bei dieser Gelegenheit einen Über-
blick über die verschiedenen Briefe geben, die in Hausers
Schicksal eine Rolle spielen, und zwar an der Hand von
Lichtbildern.
Sie sehen hier zunächst die erste Seite des Schreibens,
mit dem Kaspar Hauser in Nürnberg angekommen ist.
Es ist vielfach behauptet worden, Kaspar, von Anfang
an ein Betrüger, habe den Brief nebst Beizettel selbst
geschrieben. Diese Ansicht ist schlechthin lächerlich.
Der erste Blick belehrt auch den Laien, daß es
sich nicht um die Handschrift eines jungen Menschen
handelt, sondern um die charakteristischen und charakter-
vollen Züge eines erwachsenen Mannes, und zwar eines
Mannes, der keine wirkliche Bildung besitzt, infolgedessen
häufig nach dem Gehör schreibt und orthographische
Fehler macht, der aber eine gewisse Übung im Schreiben
hat, auch Gewandtheit im Umgang mit Behörden. Ich
würde auf einen Gutsverwalter oder Förster raten. Ein
gewöhnlicher Bauer war es jedenfalls nicht; dafür sind die
Züge doch zu persönlich ausgeprägt. Es handelt sich
um einen Mann, dessen Beruf das Schreiben nicht ist, der
aber viel schreiben muß und außerdem erfüllt ist von einer
etwas rohen Energie.
Ich darf noch auf einige bisher nicht beachtete sprach-
kritische Erwägungen hinweisen. Der Schreiber sagt:
„Kaspar weiß den Namen des Hauses nicht, wo
ich wohne‘. Darüber ist bisher noch niemand gefallen.
Aber fragen wir uns: Seit wann und wo haben die Häuser
besondere Namen? Ich weiß aus Oberbayern, besonders
von Bergführern, daß sie sehr häufig neben ihrem Familien-
namen noch einen Hausnamen tragen. Wenn hier die
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