unter dem das Lehen abgelöst wurde, war ein Freiherr
v. G.; sein Name ist irgendwo schon veröffentlicht, aber
das Hofersche Buch nennt ihn nicht, weil die Verfasserin
mit seinem Enkel erhebliche Differenzen gehabt haben
soll. Auch ich kenne den Namen nicht *). Jedenfalls war
es ein Mann, der bis 1810 mit Auszeichnung als Offizier
in der bayerischen Armee gedient hatte, sich im November
1812, d. h. einen Monat nach dem angeblichen Tod des
Erbprinzen, zur Gendarmerie meldete und Gendarmerie-
hauptmann in Passau wurde, dann wieder zum Offizier
umsattelte, zu hohen Ehrenstellen in der bayerischen
Armee aufstieg und als Generalmajor und Chef des Ka-
dettenkorps in München starb. Seine Schwester war Hof-
dame bei der Gemahlin Ludwigs I.
Frau Hofers Behauptung ist nun, daß diesem Lehens-
träger, dem sie persönlich keinerlei Schuld beimißt, vom
König selbst der Auftrag geworden wäre, Kaspar Hauser
in Pilsach aufzubewahren; sie nennt außerdem als Wärter
zwei Förster in Pilsach, einen älteren und einen jüngeren.
Merkwürdig bleibt, daß das Hemd Hausers oben an der
Halskrause mit „„G‘‘, dem Anfangsbuchstaben des Lehens-
trägers, gezeichnet war. Das kann wieder ein Zufall
sein, aber ich wiederhole: Es gibt der Zufälle in dieser
Sache ein wenig reichlich viel. 1828 ist jener Herr v. G.
abgetreten, genau in demselben Jahr, wo Kaspar Hauser
auf freien Fuß gesetzt wurde. Die Vermutung Klara
Hofers geht dahin, daß auf seine Verwendung König
Ludwig eingewilligt habe, ihm die Freiheit zu schenken.
Nicht als ob König Ludwig aus Grausamkeit oder Bosheit
Hauser gefangen gehalten habe; die Meinung ist, daß man
) Anmerkung: Inzwischen sind mir der Name und die ganzen
Familienverhältnisse von einem Genealogen dankenswerterweise mit-
geteilt worden.
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