nachdem die italienische Formensprache der Renaissance einmal auf ihn
eingewirkt hatte, in gewissem Sinne selbst zum Renaissancekünstler.
Schon hatten realistische Bestrebungen, die von den Niederlanden ihren
Ausgang nahmen, im Laufe des fünfzehnten Jahrhunderts die be—
engenden Fesseln der Gotik gesprengt, und am Ende desselben schien
es, als ob die Nürnberger Kunst aus eigener Kraft eine Blüte hervor—
bringen würde. Adam Krafft war es besonders, dessen derbe und
natürliche Kunstweise solche Hoffnungen erregen mußte. Er und Veit
Stoß — Peter Vischer kommt nur in der ersten Zeit seiner Thätigkeit,
etwa bis 1506, in Betracht — sind die Hauptkünstler, aus deren
Werken ein lebensvoller Realismus spricht, ohne daß sie doch von der
italienischen Renaissance, die im Anfang des sechszehnten Jahrhunderts
in Deutschland eindrang, beeinflußt sind.
In der vorliegenden Schrift soll gezeigt werden, wie Adam Krafft
aus der überlieferten Kunstweise der Gotik heraustretend, zu einer natur—
wahren Darstellung gelangt, wie er aus sich heraus der Nürnbergischen
Kunst einen neuen Aufschwung giebt und die zeitgenössischen Künstler,
auch Dürer, beeinflußt.
2.
Im vierzehnten Jahrhundert wird wie sonst in Deutschland so in
Nürnberg zur Belebung der Architektur die Skulptur verwandt, die
dort eine reichere Entfaltung als in den anderen Orten Frankens
aufweist und schon eine Vorbereitung auf den gewaltigen Aufschwung
der Kunst im nächsten Jahrhundert erkennen läßt, wenn auch ihr
künstlerischer Wert im allgemeinen dem anderer Städte, besonders
Bambergs, nachsteht. Ein kleinbürgerlicher Zug, wirklich großer
Leistungen noch nicht fähig, aber auch frei von Ausartungen, spricht
aus den Werken der Nürnberger Bildhauer.
Die früheste bedeutende Leistung ist das Portal der Lorenzkirche,
dessen Schmuck, der von ungleichem Werte ist, zum teil aus dem An—
fange des vierzehnten Jahrhunderts stammt. Dargestellt sind Scenen
aus der Jugend Christi und aus der Passion sowie das jüngste Gericht.
An den Seiten des Portals sind Adam und Eva, Propheten und
Heilige, sowie sitzende Apostel in den Archivolten angebracht. Ist eine
gewisse handwerksmäßige Trockenheit nicht zu verkennen, so sind doch
die nackten Figuren des Adam und der Eva schon mit gutem Ver—
ständnis ausgeführt, was um so höher anzuschlagen ist, als bisher die
deutsche Kunst den nackten Körperformen zu wenig Beachtung geschenkt