Allgemeine wirtschaftliche und soziale Fürsorge
Anerkennenswerterweise gaben die Handelskammer mit 500 R-( und die Handwerkskammer
mit 400 Rs wieder Zuschüsse für das Berufsamt.
Das Berufsamt war mit aus der Praxis erarbeiteten Gegenständen und mit Vorträgen bei
der Reichsgesundheitswoche und bei der Krüppelfürsorgetagung beteiligt. Im Anschluß daran wurde
der Direktor des Berufsamtes, Stadtrat Münch, in den Ausschuß des Museums für soziale Hygiene,
sowie in den engeren Arbeitsausschuß des Vereins für Krüppelfürsorge gewählt. Außerdem wurde
er als Referent des Lehrgangs für Berufsberater in Frankfurt a. M. herangezogen. Eine Infor—
mationsreise nach sieben der größten und bestausgebauten Berufsämter Deutschlands brachte mancherlei
Anregungen für einen etwaigen hiesigen Neubau des Berufsamtes.
In verschiedenen Innungen und Berufsverbänden wurden durch den Direktor, zum Teil ge—
meinsam mit dem Fachpsychologen des Berufsamtes, aufklärende Vorträge gehalten. Im Verband
für weibliche evangelische Jugend in Erlangen, bei einer kaufmännischen Berufsorganisation in
Nürnberg sowie in Regensburg wurden Vorträge über die Berufsberatung und Berufswahl der
Mädchen von der ersten Berufsberaterin gehalten. Auf Veranlassung des Berufsamtes Darmstadt
sprach Direktor Münch im Dezember 1926 dortselbst über das Thema „Warum Berufsberatung?“.
Außerdem hielten er, der Fachpsychologe und ein Berufsberater aus der Abteilung für Schüler höherer
Lehranstalten Vorträge über Themen aus der Berufsberatung im Radio.
Wie alljährlich wurden auch diesmal wieder eingehende Schulbelehrungen in sämtlichen Ab—
gangsklassen der Volkshauptschulen gehalten. In den verschiedenen Elternvereinigungen fanden auf—
klärende Vorträge statt. Die öffentliche berufskundliche Vortragsreihe wurde mit 23 Abenden durch—
geführt, wobei ungefähr 38 verschiedene Redner — zumeist Fachleute aus den einzelnen Berufs—
gebieten — zu Worte kamen. Zur Vertiefung der Berufskunde dienten Führungen der Kinder durch
Werklstätten und Betriebe sowie durch die Gesellenstücksausstellung. Im Auftrage des Landesberufs—
amtes wurden für das demnächst erscheinende berufskundliche Werk der Reichsarbeitsverwaltung die
Berufe des Galvaniseurs, des Bürsten- und Pinselmachers und der Bleistiftindustrie bearbeitet. Die
Berufsberatung in Zirndorf, sowie die Beratung der Zöglinge der Erziehungsanstalt Puckenhof bei
Erlangen wurde auch in diesem Jahre durchgeführt. Auf schriftlichem Wege wurden nach auswärts
104 Auskünfte erteilt.
Die berufspflegerische Tätigkeit des Berufsamtes hat wesentlich zugenommen. Es wurde hierbei
besonders mit den verschiedenen Amtsstellen eng zusammengearbeitet. Vom Jugendamt wurden
174 männliche und 135 weibliche Schützlinge zur Beratung und Vermittlung vorgeführt. Von der
Amtsvormundschaft wurden 216 Kinder beraten, wobei 58 berufspflegerische Maßnahmen nötig
waren. An die Kinderhilfe wurde in 50 Fällen Antrag auf Erholungsfürsorge gestellt; es wurde
hierbei beobachtet, daß die körperlichen Qualitäten der Knaben im Vergleich zu früheren Jahren
zurückgegangen waren. Aus diesem Grunde haben auch die ärztlichen Nachuntersuchungen eine
Mehrung erfahren; sie waren notwendig bei rund 800 Knaben und bei 121 Mädchen. Schriftliche
Gutachten für den Kinderfürsorgeausschuß wurden in der männlichen 200, in der weiblichen Ab—
teilung 132 erteilt. Auf Antrag der Berufsberater und -beraterinnen wurden an Knaben 93, an
Mädchen 20 Beihilfen im Gesamtbetrage von 2554 R-A ausbezahlt. In 2402 Fällen wurden Nach—
fragen über Führung und Brauchbarkeit angestellt; 2224 Arbeitgeber äußerten sich günstig, 114
ungünstig. 273 Lehrlinge waren wieder ausgetreten, 13 fingen in der zugewiesenen Stelle über—
haupt nicht an.
Die Zahl der Beratungen betrug bei der männlichen Abteilun g insgesamt 7791 ohne
Mittelschulabteilung und ohne jugendliche Hilfsarbeiter; darunter waren 3676 einmalige Beratungen.
Von den einmal Beratenen kamen 3512 Knaben aus der Volksschule, 42 aus der Hilfsschule, 122 aus
unteren Klassen der höheren Lehranstalten. 3648 waren unter 18 Jahren, 15 über 18 Jahre alt.
Unter den Knaben befanden sich 286 Kriegerwaisen, 116 Halbwaisen und 48 Vollwaisen; unter
Aufsicht der Jugendfürsorge standen 120. Bei der Lehrstellenvermittlung waren 2756 offene Stellen
vorhanden, von denen 2273 besetzt wurden.
Die Hauptberufsgruppen zeigten folgendes Bild: Die Anmeldung von Mechaniker—
lehrlingen war im allgemeinen gut, die Nachfrage nach diesem Beruf hat jedoch abgenommen. Für
den Beruf des Maschinenschlossers haben erstmalig alle Großbetriebe ihren Bedarf an Lehrlingen