Neunte Generalversammlung
des Verbandes deutscher Müller und Mühleninteressenten
Erste Sitzung:
Montag 14. August 1876 Vormittags 9 Uhr
im Saale des Gewerbemuseums zu Nürnberg.
van den Wyngaert: Meine Herren, dem alten Triebe
folgend, sind die Müller Deutschlands auch in diesem Jahre
auf die Wanderung gezogen und in das Land der Bayern gekommen,
um daselbst die Männer vom Handwerk zu begrüßen und mit ihnen
über das Gedeihen des Gewerbes zu reden. Von ganzem Herzen heiße
ich Sie Alle willkommen und biete Ihnen den herzlichsten Gruß und
Handschlag. Die Tage, die wir vor uns haben, rufen uns zur stram—
men Arbeit und zur heiteren Erholung. Was die letztere anbelangt,
so überlasse ich Sie ganz der Führung der Nürnberger Kollegen. Sie
werden sich, meine Herren, dabei recht wohl befinden, ich denke, daß
die kleine Vorprobe, die Ihnen gestern geliefert worden ist, Ihnen das
schon im Voraus bewiesen hat, und was unsere Arbeiten betrifft, so
zeigt Ihnen unsere Tagesordnung, daß, wie in den vorangegangenen Jah—
ren so auch jetzt wieder Fragen von der größten Bedeutung ihrer Er—
ledigung harren. Wir wollen sie daher mit dem vollen Ernste, der
stets unsere Versammlungen gekennzeichnet hat, in Beratung ziehen
und das Resultat unserer Beratungen wird dann gewiß zum Segen
unseres Gewerbes ausschlagen. Bereits gestern, meine Herren, erlaubte
ich mir, Sie darauf aufmerksam zu machen, daß das jetzige Jahrhun—
dert berufen scheint, auf dem Gebiete der Volkswirtschaft den geistigen
Kampf zu führen; nun, meine Herren, die Fragen, die wir zu erör⸗
tern haben, bewegen sich ganz auf diesem Gebiete. — Wohlan denn
an die Arbeit! Sie wird uns zur Wahrheit bringen.
Wir haben, meine Herren, heute die Ehre, in unserer Mitte den
Herrn Präsidenten von Mittelfranken, Dr. von Feder zu sehen, be—
gleitet von seinen Räten, begleitet von dem Herrn Bezirksamtmann,
wir haben ferner die Freude, viele Kollegen auch aus fremden Ländern
in unserer Mitte zu sehen. Ich heiße Sie alle recht herzlich willkom—
men und danke Ihnen für Ihr Erscheinen. Wie aber nichts vollkom—
men auf dieser Erde, so ist auch unsere Freude beim Wiedersehen in
unserer Versammlung niemals eine ungetrübte; so manches Freundes
Gesicht, welches wir gewohnt waren, bei unseren Versammlungen zu
sehen, fehlt heute, so mancher hat den Kampf hienieden ausgerungen.