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Jie Fönnen wir e& un8 num erklären, daß Hans Sachs,
der feine Kunigunde fo innig geliebt Hatte, fhon 11/2 Sahr
nach ihrem Tode {ich wieder verheiratete! (12. Anguft 1561.)
Die Sorge um fein Haus, die Rückficht auf die ver-
maiften Enkel, vielleicht auch die eigne förperlidhe SGebrechlich-
feit mögen ihn dazu beftinumt Haben, dieje zweite Che ein-
zugehen. Vergefjen wir dabei auch nicht, daß der fromme
Meilter HanZ die Ehe al8 eine göttlidhe Einrichtung, als die
feitelte Stüße eines Gott wohlgefälligen Lebenswandels be-
trachtete. Immerhin erfcheint e& wunderbar, daß Barbara
Garjcher, die Nachfolgerin Kunigundes, ein junges Mädchen
von 17 Sahren war, deren Reize den greifen Dichter zu
einem Liebesgedichte begeifterten, wie eS vorher noch nie zu
feiner QXeyer erkflunagen war.
Milchfarb fo find ihre Wangen,
Mit rofenroter Farb’ umfjangen,
Darin, zwei Meine Grüblein zart;
X9r Nuglein braun lieblidher Art,
Dazu ein lang fliegendes Haar,
Richtgelb, geleih dem Golde Kar,
Bierlich fraus oberhalb der DY“oren.
AnderfeitZ rühmt er an ihr allerdings, daß fie ehrbar,
vohlerzogen, folgfam, verfhtwiegen, arbeitiam und vor allem
eine treue Mutter feiner armen Waifen gewefjen fei, die fie
in Tugend und Gottesfurcht erz0g.
So darf man annehmen, feine beiden Frauen haben
im getreulid die Sorgen des Lebens tragen helfen; zugleich
nahmen fie einen aufridhtigen Anteil an jeinen geijtigen und
dichterifchen Beftrebungen. Dies beweift u. a. auch die
Widmung, die er auf die leßte Seite eines feiner Bücher
gefchrieben hat: „Ih, Gans Sach3, fhent dies erfte Buch
meiner ©edicht' meiner lieben Ehewirtin Barbara, daß fie
28 von meinetwegen behalt’ und darin lej” ihr Sebenlang,
Xm 1567 Jahr anno salutis.‘“
BizZ zu feinem Hreiundfiehzigiten Iahre Übte er fein
Handwerk au, obgleich er fich oft über feine abnehmenden
Rräfte beklaate.