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„Durch unermüdete Thätigkeit wurde ermöglicht, die ganze Organisation,
einschließlich der Beschaffung der Lehrkräfte, Lehrmittel und Lokalitäten, so
rasch zu vollenden, daß bereits am 14. Mai 1849 die Handelsabteilung
eroffnet werden konnte. Rektor Dr. Beeg, dem die Ausführung zunächst
übertragen war, hatte hiebei die Handelsschule in Leipzig als Musterbild
im Auge und benützte die ihm von deren hochverdienten Leiter. Direktor
Schiebe, persönlich erteilten Ratschläge.
Rach Durchführung der neuen Organisation gliederte sich nun die
Anstalt in 2 besondere Abteilungen, eine Gewerbs- und eine Handels⸗
abteilung. Für erstere galten der Unterricht in Mathematik und Zeichnen,
für letztere der fremdsprachliche Unterricht und speziell merkantile Fächer als
hauptsächlichstes formelles Bildungsmittel.
„Wie die Gewerbsabteilung, so sollte auch die Handelsabteilung aus
3 Kurfen bestehen, von denen im Schuliahre 184849 vorläufig 2 Kurse
errichtet wurden.
Das bisherige Lehrerpersonal wurde der neuen Einrichtung entsprechend
wesentlich vermehrt.
Die Handelsabteilung erfuhr erst im Schuljahre 1851/52 ihre
vollständige Durchführung mit 83 Kursen.
„Als besonders freudiges Ereignis für die Schule sei hier noch
erwähnt, daß König Mar II. bei seiner Anwesenheit in Fürth
am 23. Juni 1848 auch die kal. Gewerbschule durch den Besuch der
Anstalt auszeichnete.
Das Schuljahr 1849/50, als das erste volle Jahr des Bestehens
der kombinierten Schule war gewissermaßen als Probejahr sowohl für
das System, als für die Lehrer zu betrachten. Das Problem wurde in
beiden Beziehungen befriedigend gelöst, doch läßt der etwas komplizierte
Unterrichtsplan unzweifelhaft erkennen, daß den Schülern der Handels—
abteilung einerseits in zu frühem Alter Gegenstände gelehrt wurden, die
für ihre Fassungskraft noch zu schwer waren, andrerseits stellte der gleichzeitige
Beginn von 2 fremden Sprachen im 1. Kurse, zu denen im 2. Kurse noch
eine dritte kam, entschieden zu große Anforderungen. Um so mehr sind
Fleiß und Eifer der Lehrer und Schüler anzuerkennen, und rühmend hebt
der Jahresbericht der Schule pro 1849/50 hervor, daß jeder Abteilung
das gleiche Maß von Sorgfalt zugewendet worden war, und daß beide
dann auch wirklich hinsichtlich des Fortganges gleichen Schritt hielten.
Wesentlich trugen hiezu das innige kollegiale Verhältnis und tüchtige
Zusammenwirken der Lehrer bei. Kurz, die Schule stand als wohlgefügtes
Ganze da und hatte feste Wurzel im Boden der Stadt, im gewerblichen
Leben gefaßt und verbreitete sich, wie ihre spätere Entwicklung zeigt, in
immer weitere Kreise.
Einen Gönner verlor in diesem Jahre die Anstalt durch den Abgang
des kgl. Stadtkommissärs Wellmer.
„Wesentliche Vermehrung fand durch vielfache Geschenke die von dem
Lehrer der Chemie Dr. Bernheim angelegte Waren- und Mustersammlung.
Mit rastlosem Eifer und großem Geschicke war Dr. Bernheim für seine
Schöpfung thätig, und es mußte oft die Findigkeit bewundert werden, mit