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auch Nürnberg dem allgemeinen Zug der Dinge folgen. Am 14. Jun
1384 trat es (nach Ulman Stromer) dem schwäbisch-rheinischen Städte—
hunde bei. Die Aufnahmeurkunde acht Tage später ausgestellt, sicherte
ihm zu dem Bundesrat der Städte, der gewöhnlich seinen Sitz in Ulm
haͤtte, zwei Vertreter zu und veranschlagte seine Leistungen zu den
undeszwecken nach einem Satze, als ob es 800 Pfund Heller Reichs—
steuer entrichtete. Thatsächlich zahlte es ja, wie wir wissen, 2000 Gulden
lein rheinischer Gulden galt damals etwa 1u/6 Pfund Heller). Der
von dem Städtebunde für Nürnberg aufgestellte Satz war aber kein
niedriger, Nürnberg kam damit auf eine Stufe mit den höchst besteuerten
Städten, Regensburg, Augsburg, Eßlingen, Basel zu stehen. Sogar Ulm,
der Vorort des Bundes, war nur zu 750, Konstanz zu 600 Gulden veran—
schlagt.') Der Bund der Städte in „Schwaben, Franken und Bayern“
wie er seit dem Beitritt Nürnbergs heißt, mit dem außerdem noch die
besondere Vereinigung der rheinischen Städte enge verbunden war (zu—
sammen nannte man sie die beiden Bünde auf dem Rhein, in Schwaben,
Franken und Bayern“), fühlte sich so stark, daß er sich offen weigern
konnte, dem vom König in Nürnberg, am 11. März 1383 aufgerich—
teten Landfrieden beizutreten, weil er in diesem Landfrieden den Fürsten
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Vorteilen seiner Bundesglieder für vereinbar hielt. Und in der That
war seine Stellung so gewaltig und achtunggebietend, daß mau es damals
noch nicht auf einen offenen Kampf ankommen lassen wollte und daher
den Bemühungen König Wenzels nachgab, der am 26. Juli 1384 die
sog. Heidelberger Einigung zu Stande brachte, die zwischen den Ge—
nossen des Landfriedens, nur Fürsten und Herren, auf der einen Seite
und der Gesamtheit der verbündeten Städte aufgerichtet wurde, deren
Bündnisse unter einander somit der König selbst, der als das Haupt
der ganzen Cinigung angesehen wurde, als zu Recht bestehend, anerkannte.
Das weitere Umsichgreifen des Städtebundes, der nicht nur immer
neue Städte, wie Schweinfurt und Mülhausen im Elsaß in sich auf—
nahm, sondern sogar mit Edlen und wirklichen Fürsten, wie dem Erz⸗
bischof Pilgrim von Salzburg in ein Bündnis trat, die gewaltige
Niederlage die Herzog Leopold von sterreich und seine Ritterschaft
bei Sembach (am 9. Juli 1386) durch die schweizerischen Eidgenossen
erlitt, schließlich die unverhohlenen Gunstbeweise, die der veränderliche
König Wenzel neuerdings den Städten zuwandte, deren Bund er am
20. März 1887, zu Nürnberg, auf die Dauer seiner Lebenszeit bestätigte,
unterhielt und reizte den Groll und die Erbitterung nur immer mehr, die
die Fürsten fortdauernd gegen die verhaßten Städter im Herzen trugen.
—9 Staͤdtechroniken, J. S. 188 ff. (Forts. folgt.)
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