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Aufenthaltes seine Wohnung in dem herrlich gelegenen Schloß Ludwigshöhe
auf den Hängen der rebengekrönten Haardt, das sein königlicher Vater
bald nach seiner Thronentsagung dort erbaut hatte. Und von hier aus
besuchte er alle bedeutenderen Städte der fröhlichen Pfalz. Hier wie
überall im Lande tönte ihm der helle Jubel des Volkes entgegen. Es
fühlte sich glücklich, den angestammten Herrscher wieder in seiner Mitte
zu sehen. Was nur die Freude über sein Erscheinen an Ehrungen und
Huldigungen ersinnen konnte, das wurde dem geliebten Landesherrn von
Hoch und Niedrig in rührendem Wetteifer dargebracht. Und nicht nur
die Städte bereiteten ihm den denkbar herzlichsten Empfang; auch auf den
kleinen und kleinsten Stationen, die er auf seinen Reisen berührte, strömte
aus weitem Umkreise das Landvolk mit den Bürgermeistern an der Spitze
zusammen und drängte sich freudig herzu, um den hohen Reisenden zu
sehen und fesilich zu begrüßen. Hochbeglückt von den unzähligen Kund—
gebungen treuer Anhänglichkeit kehrte er in die Hauptstadt zurück und
entbot dem bayerischen Volke in wiederholten Handschreiben den herz—
lichen Dank für alle ihm widerfahrene Liebe.
Neben der Liebe zum bayerischen Land und Volk stand in dem
Herzen des Regenten die Treue gegen das große deutsche Vaterland, gegen
Kaiser und Reich. Mit dem Hohenzollernhause verbanden ihn die freund—
schaftlichsten Beziehungen. Von Kaiser Wilhelm erhielt er bei der Bei—
setzung seines Neffen, Ludwigs II., ein herzliches Beileidschreiben, und am
19. Juli 1886 durfte er den kaiserlichen Freund auf dem Münchener
Bahnhofe begrüßen. Am 2. August empfing er den Besuch des Reichs—
kanzlers, der eigens nach München gereist war, um ihn zu seinem
Regierungsantritt zu beglückwünschen. Dafür begrüßte er, in Begleitung
seines ältesten Sohnes Ludwig, am 4. September den deutschen Kron—
prinzen Friedrich Wilhelm, der damals zur Besichtigung der Truppen auf
dem Lechfelde weilte. Und im Dezember stattete er seinem hohen Ver—
bündeten einen Gegenbesuch in Berlin ab, wo er von Seiten der kaiser—
lichen Familie wie der hauptstädtischen Bevölkerung die ehrenvollste und
herzlichste Aufnahme fand. Nach kurzem Aufenthalte am Dresdener Hofe
kehrte er nach München zurück. Da Kaiser Wilhelm im nächsten Jahre
von Mainau aus, wo er Schwiegersohn und Tochter, den Großherzog und
die Großherzogin von Baden besuchte, über Bregenz nach Gastein reiste,
so begab sich Prinzregent Luitpold am 18 Juli dorthin, um den hoch—
betagten Herrscher wieder zu sehen und zu umarmen. Es war die letzte
Begegnung der beiden Fürsten. Am 9. März 1888 schloß der ruhmreiche,
unvergeßliche Kaiser Wilhelm die müden Augen, und schon am 15. Juni
entriß eine heimtückische Krankheit den heldenmütigen Kaiser Friedrich III.
dem deutschen Volke. Ganz Deutschland trauerte um die heimgegangenen