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mals, wenn Niemand fonft für die armen, verlaffenen Würmer
forgte, gar freundlich und väterlich für ihr Yeußeres und vor
allem für ihr Inneres — für ihr Seelenheil. 0
Zu diefer inneren Pflege und Wartung der ihm durch die
heilige Taufe anvertraufen armen Kinder, verwendete er gar
manche freie Stunde, ganz befonders aber die Sonntags: Nachz
mittage. Da Fonnte man faft immer ein ziemliches Häuflein
armer Kinder in Kießlings Haufe und Zimmer fehen, wos
von die meiften zu den Vathen deffelben oder einer feiner
Schweftern gehörten. Da wurden denn die Kinderchen auf
die innigfte, eindringendfte Weife ermabhnt, unterrichtet in den
Hauptlehren des Chriftenthums, €& wurden ihnen Sefchichten
aus der heiligen Schrift und aus manchen andern erbaulichen
Büchern erzählt, Bilder gezeigt, und mit ihnen gefungen. Hiers
bei fehlte e& denn, wie fich von felbft verfland, auch nicht an
äußerlicher, leiblicher Erquicung und Freude, denn Der Herr
Nathe und feine Schweftern ließen e$ den Kleinen nicht an
Milchbrod, und in der Obftzeit nicht an gutem Obfte fehlen,
und die armen Heinen freuten fi die ganze Woche hindurch
auf den Sonntag= Nachmittag, wo fie in dem flillen, reinz
lichen, fchönen, zum Theil nach alter Weife noch bunt ausge
malten Haufe ihres Herrn Vathen mehrere Stunden lang
hleiben durften, und Bilder fehen, Sefchichten hören, fingen
und auch gute Sachen effen.
Obgleich daher unfer feliger Tobias durch die Connertos
nen, die er fi durch feine fafl unzähligen Sevatterfchaften zu
erwerben wußte, in beftändiger guter Uebung des Spruches
erhalten wurde: „Sieb dem, ver dich bittet, und wende dich nicht
von dem, der dir abborgen will,“ auch noch fonft manche
Verdrießlichteiten davon hattez fo war der Sewinn, den er für
feinen Haupthandel (nach S. 5) aus feinem Sevatterfiehen
zog, doch noch viel größer. Denn dadurch wurde mandhe arme
junge Seele, die ja. fchon der Herr des Haufes erworben und
gewonnen hat „durch fein Heiliges Blut und fein theures Leiden
und Sterben,“ mit Ddiefem lKieben Herrn bekannt gemacht, zu