— 210 —
hielt man ein getreues Bild über den Zusammenhang der Entwickelung des
Telegraphenwesens mit jenem des Post- und Eisenbahnwesens, indem man
fand, dass es mit den letzteren Sparten des Verkehrswesen bis zum Jahre
1860 langsam zunimmt, von da ab aber mit dieser eine rapide Steigerung
erkennen lässt. Ferner war noch eine Sammlung der in Bayern haupt-
sächlich in Anwendung stehenden Systemen von Telegraphenapparaten,
Batterien, Bau- und Unterhaltungs-Materialien ausgestellt. Der grösste
Teil des telegraphischen Verkehrs wird durch den einfachen Morse-
Apparat bewältigt, während auf den frequenten, längeren Linien der
Typendruck-Apparat von Hughes in Anwendung steht. Die beiden Morse-
apparate waren mit einem Hilfsapparat, dem Läutewerk von Dr. Wittwer
und Wetzer versehen, welches gestattet, irgend eine der in einem Schlies-
sungsbogen befindlichen Stationen durch ein akustisches Signal anzurufen,
ohne dass die übrigen Stationen allarmiert werden. Neben den Apparaten
’efanden sich Draht- und Kabelverbindungen, sowie eine Kollektion der zu-
arst in Bayern in grösserer Ausdehnung angewendeten, eisernen Tragstangen.
Zum Schlusse ist nun noch der auf das Schiffahrtiswesen Bezug habende
Teil der Ausstellung zu besprechen.
Das von Staatswegen betriebene Schiffahrtswesen in Bayern ist auf
len Bodensee und den Ludwigs-Donau-Mainkanal beschränkt, weshalb es natür-
lich auch nicht Wunder nehmen darf, wenn diese Sparte des Verkehrs nicht so
reichhaltig vertreten ist wie das Eisenbahnwesen. Immerhin ist auch dieser
Teil höchst instruktiv und mit vieler Sachkenntnis zusammengestellt. Durch
einen grossen Gesamtplan gewinnt man einen deutlichen Einblick in die
mit dem Bahnhof Lindau verbundenen Hafen- und Trajekt-Anlagen und
wurden durch reizend ausgeführte Modelle die in Verwendung stehenden
Fahrzeuge vor Augen geführt. Ende 1881 bestand die bayerische Bodensee-
Handels-Flottile aus 6 Dampfbooten von 200 £ Tragfähigkeit mit zusammen
380 Pferdestärken, 4 Schleppkähnen von 6207 Tragfähigkeit, 1 Schlepp-
kahı von 1407, 1 Trajektfähre von 200 Pferdestärken mit 3 dazu gehörigen
Kähnen. Die Trajektfähre sowie das Salonboot „Wittelsbach‘ waren durch
Pläne und getreu nachgebildete Modelle veranschaulicht. Die Trajektfähre
wurde in den Jahren 1873 und 74 gemeinschaftlich mit der schweizerischen
Nordostbahn errichtet und vermittelt den Verkehr zwischen Lindau und
Romanshorn. Dieselbe hat bei einer Länge von 73 m eine Breite von 11m
und 3,5 m Seitenhöhe. Der Tiefgang im beladenen Zustande beträgt 1,675 m
und befinden sich auf „Deck‘“ zwei normalspurige Geleise, auf welchen
18 Güterwagen mit einer Bruttobelastung von 300,000 &g plaziert werden
können. Der ganz aus Eisen erbaute Schiffskörper hat ein Gewicht von
368,000 kg und besitzt ein paar Zwillings-Kondensationsmaschinen von 200
Pferdestärken, welche von 4 Kesseln mit zusammen 256 gm benetzter
Heizfläche gespeist werden.
Durch ein anderes Modell war die Art und Weise verdeutlicht. wie