Sehnliche Abscheidens Lust. 1r
Arlich! die Vollkommenheit unseres Christen⸗
thums / bestebet vornemlich / meistentleils in die⸗
em einigen Stuck: Daß ein rechter Christ / sich
elbsten ganz und gar / in allen und jeden Dingen
durchaus mit dem goͤrtlichen Willen vereinige;
Inmassen dann solches unser Heiland / so wol im Werck —5—
als mit Worten gelehret / und sich uns zu einem heiligen Exem⸗
pel und schoͤnen Fuͤrbild vorgestellet / und also seine Nachfolge
uns bester massen anbefohlen? Mein Vatter! spricht dieser Matt. 26.
gehorsame JEsus/nicht wie ich will / sondern wie du wilt!
oder / deutlicher / nach eines anderen Evangelischen Scribenten
Bemerkung: Vatter! nicht mein / sondern dein Will Lue. 22.
geschehe! Soredete / der jenesmals in dem Angst-Garten zit⸗
kerende/zagende / bis in den Tod betruͤbte — da er im
heissen Blutschweiß ligend / den allerschroͤcklichsten Kelch / des
schmerzlichsten Leidens und schmaͤhlichsten Todes trinken und
austrinken solte / und sehr beweglich setzet der iebe HERR / diese
herzbrechende Worte voran: Mein Vatter! welchen holdse⸗
ligen Namen er bald wiederholet / und also zweymal bald auf ein⸗
ander / mit diesem suͤssen Namen sich troͤstet: Mein Vatter /
Mein Vatter! Ob es wol das traurige aͤusserliche Ansehen
hat / du seyest mir dißmal verwandelt in einen Grausamen / so bist
du / und bleibest doch allezeit mein allerguͤtigster Vatter / und ich Matth
dein lieber Sohn / an dem du Wolgefallen hast; Mein Vat⸗ *
ter! Mein Vatter! laͤsset es deine unergruͤndliche Gerech⸗ *
tigkeit zu / daß dein ewiger Rathschluß hierinnen geaͤndert / und
deine unerforschliche Allweißheit / ein anderes Mittel / zur Erloͤ⸗
sung des armen versuͤndigten Menschlichen Geschlechtes / er⸗
B 2 Wwehlet/