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Tage vorher Merker oder VBorfieher der Meijterfinger-
genoffen] Haft diefes anlagen und zwar durch den jüngften
Meifter. Keder Gefelljhafter {ft verpflichtet zu er[cheinen ;
it ev verhindert, muß er fi dur den „Umfager”“
entfhuldigen laffen. In der Kirche wird in der Nähe
des Chors ein niedriges Gerült aufgefhlagen und darauf
ein Tijh mit einem großen {Hıvarzen Bult gefeßt.
Um den Tilh befinden ih Bänke. Das „Gemerfe“?)
wird mit Borhängen umzogen, Damit niemand fieht,
was dahinter vorgeht.
Gin Meines Bult befindet fih etz hinter der großen
Ranzel, wo gepredigt wird. Es {ft der Singftuhl, den
die Meifter auf ihre Koften Haben erbauen lafjen. Sit
der Tag der Singjhule gekommen, Jo bringen 4 DDder
5 Tafeln dies dem Volke zur Kenntnis. Drei von den
Tafeln?) find auf dem Markte aufgeftellt, die vierte
hängt an dem äußeren Thor.der Kirche.
Die Verfammlung gefdhieht nach dem mittäglichen
Sottesdienft. Die Meifterfinger waren meift in | Ohwarzem
Gewande gefleidet mit dem Barett auf dem Kopfe.
Die Ärmel der feidenen Jade waren oft mit FijHdein
gefteift und in den Schligen mit bunter Seide ge-
IOmüct. Yu der Jade befanden fidh ebenfalls mehrere
SchHligen auf der Bruft, durch die das Hemd {himmerte,
deffen faltiger Kragen den Hals fcheibenfürmig um-
ichloß. — Vor der offenen Thür der Kirdhe ftand
ein Meijterfinger mit einer Büchfe, in die jeder nad
in St, Catharinen: und die Hohen Fejttag in der Prediger Kirchen,
zur Erercirung und Bortpflanzung unfjerer Kunfi uben und fingen
follten.“ (Mbgedr. Zeitfchr. f. d. Kulturgefh. 1859, 4. Yahrg.
S. 377.)
1) Gemerfe und Merker find abgeleitet vom „merken“. Diefes
Wort bedeutet „in Acht behalten“; die Merker merken die Fehler
im Sejang auf.
2) Näheres darüber fiehe Wagenfeil, S. 542—43,
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