fullscreen: Berichte über die Bayerische Landes-Industrie-, Gewerbe- und Kunst-Ausstellung zu Nürnberg 1882

keiner Fabrik weder im In- noch im Auslande überboten wird und auf dem 
Weltmarkt tonangebend ist. Diese Aschafenburger Buntpapierfabrik zog 
selbstverständlich die Gründung einer Menge anderer Buntpapierfabriken 
nach sich und so erklärt es sich leicht, warum Bayern und hier insbeson- 
dere Aschaffenburg der Hauptsitz dieser Spezialität geworden ist. Von den 
134 Hauptbetrieben in Deutschland kommen allein 31, also über 23 Proz. 
auf Bayern. — Als ein besonderer Industriezweig hat sich in Bayern noch 
die Fabrikation der Gold- und Silber- sowie der sog. Metallpapiere ausge- 
bildet, welche sowohl in Qualität und Quantität so leistungsfähig ‚ist, dass 
sie mit Stapelplätzen in den Weltstädten versehen auch die hervorragendste 
Stellung in allen Erdteilen einnimmt, 
Die Landes-Ausstellung zeigte dem entsprechend in dieser Papier- 
Verwendung eine solche Fülle des Schönen und Vollendeten in schlichten, 
geprägten und durchbrochenen Bunt-, Gald-, Silber- und Metallpapieren, in 
Bordüren und einer Menge anderer Gebrauchsformen, dass man den 
ausgezeichneten Ruf dieser Industrie Bayerns vollständig gerechtfertigt 
finden muss. 
Dem Buntpapier nahe verwandt ist die "Tapete, deren Kenntnis und 
Verwendung zuerst nach England und von hier nach dem europäischen 
Festlande gelangte und zwar von China aus, wo man schon lange bemalte 
Papiere zur Wandbekleidung benutzte. Zur Anfertigung der Tapeten 
bediente man sich anfangs und etwa bis zur Mitte des vorigen Jahrhunderts 
der Schablonen, wo man (1746) anfıng die Farben nach Art des Kattun- 
drucks mittelst Formen aufzudrucken. Die hentige Fabrikation der Tapeten 
gehört unserem Jahrhundert an und verdankt ihre grosse Ausdehnung neben 
der Farbenchemie und dem geläuterten Geschmack in erster Linie den ausser- 
ordentlich vollkommenen mechanischen Fabrikationsmitteln und dem Grund- 
material, dem endlosen Papier, welches allein die Erzeugung langer Bahnen 
ohne Umständlichkeit, sowie die Anwendung der Grundier-, Satinier- und 
Druckmaschinen mit Vorteil gestattet. Mit dem Jahre 1850 etwa beginnt 
diese neueste Epoche. Obschon nun in Bayern bereits 1827 der Tapeten 
Fabrikation als mit grossem Erfolg betrieben Erwähnung geschieht -— so 
insbesondere der Fabrik von Sattler in Schweinfurt, in welcher alle Mate- 
rialien selbst angefertigt wurden und zum Drucken von Tapeten von 30 
Fuss Länge und 20 Zoll Breite 20 Drucktische mit Walzendruckmaschinen 
für eine tägliche Produktion von 600 Rollen Tapeten in Thätigkeit waren 
— $0o hat merkwürdiger und unerklärlicher Weise die Tapeten- und Rouleaux 
Fabrikation in Bayern bis heute nicht zu einer entsprechenden Ausdehnung 
gelangen können, was um so mehr zu beklagen ist, als hier die Pflege des 
künstlerischen Teils verhältnismässig leicht sein muss. Die Zahl der Betriebe 
betrug (1875) in Bayern 10 und darum nur etwa 51/2 Prozent von der Gesamt: 
Fabrikation im Deutschen Reiche mit 185 Betrieben. — Da ferner von 
allen Betrieben nur eine einzige Fabrik ausgestellt hatte, so war diese 
Lücke auf der Ausstellung um so fühlbarer und auffallender.
	        
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