keiner Fabrik weder im In- noch im Auslande überboten wird und auf dem
Weltmarkt tonangebend ist. Diese Aschafenburger Buntpapierfabrik zog
selbstverständlich die Gründung einer Menge anderer Buntpapierfabriken
nach sich und so erklärt es sich leicht, warum Bayern und hier insbeson-
dere Aschaffenburg der Hauptsitz dieser Spezialität geworden ist. Von den
134 Hauptbetrieben in Deutschland kommen allein 31, also über 23 Proz.
auf Bayern. — Als ein besonderer Industriezweig hat sich in Bayern noch
die Fabrikation der Gold- und Silber- sowie der sog. Metallpapiere ausge-
bildet, welche sowohl in Qualität und Quantität so leistungsfähig ‚ist, dass
sie mit Stapelplätzen in den Weltstädten versehen auch die hervorragendste
Stellung in allen Erdteilen einnimmt,
Die Landes-Ausstellung zeigte dem entsprechend in dieser Papier-
Verwendung eine solche Fülle des Schönen und Vollendeten in schlichten,
geprägten und durchbrochenen Bunt-, Gald-, Silber- und Metallpapieren, in
Bordüren und einer Menge anderer Gebrauchsformen, dass man den
ausgezeichneten Ruf dieser Industrie Bayerns vollständig gerechtfertigt
finden muss.
Dem Buntpapier nahe verwandt ist die "Tapete, deren Kenntnis und
Verwendung zuerst nach England und von hier nach dem europäischen
Festlande gelangte und zwar von China aus, wo man schon lange bemalte
Papiere zur Wandbekleidung benutzte. Zur Anfertigung der Tapeten
bediente man sich anfangs und etwa bis zur Mitte des vorigen Jahrhunderts
der Schablonen, wo man (1746) anfıng die Farben nach Art des Kattun-
drucks mittelst Formen aufzudrucken. Die hentige Fabrikation der Tapeten
gehört unserem Jahrhundert an und verdankt ihre grosse Ausdehnung neben
der Farbenchemie und dem geläuterten Geschmack in erster Linie den ausser-
ordentlich vollkommenen mechanischen Fabrikationsmitteln und dem Grund-
material, dem endlosen Papier, welches allein die Erzeugung langer Bahnen
ohne Umständlichkeit, sowie die Anwendung der Grundier-, Satinier- und
Druckmaschinen mit Vorteil gestattet. Mit dem Jahre 1850 etwa beginnt
diese neueste Epoche. Obschon nun in Bayern bereits 1827 der Tapeten
Fabrikation als mit grossem Erfolg betrieben Erwähnung geschieht -— so
insbesondere der Fabrik von Sattler in Schweinfurt, in welcher alle Mate-
rialien selbst angefertigt wurden und zum Drucken von Tapeten von 30
Fuss Länge und 20 Zoll Breite 20 Drucktische mit Walzendruckmaschinen
für eine tägliche Produktion von 600 Rollen Tapeten in Thätigkeit waren
— $0o hat merkwürdiger und unerklärlicher Weise die Tapeten- und Rouleaux
Fabrikation in Bayern bis heute nicht zu einer entsprechenden Ausdehnung
gelangen können, was um so mehr zu beklagen ist, als hier die Pflege des
künstlerischen Teils verhältnismässig leicht sein muss. Die Zahl der Betriebe
betrug (1875) in Bayern 10 und darum nur etwa 51/2 Prozent von der Gesamt:
Fabrikation im Deutschen Reiche mit 185 Betrieben. — Da ferner von
allen Betrieben nur eine einzige Fabrik ausgestellt hatte, so war diese
Lücke auf der Ausstellung um so fühlbarer und auffallender.