142 6 ans Sachs' ausgewählte dramatische —R&
Hat er bezaubert sie damit?
Sag' mir den Grund und täusch' mich nit.
Der Nachbar spricht:
Mich dünkt, daß er die Wurzeln hat
Mit Kraut und Stengel, Stiel und Blatt
Dem Weib gehalten vor die Nasen
Und hat sie daran riechen lassen;
So hat er denn mit dieser Kunst
Ihr ausgezogen den groben Dunst.
Uüd ihr aus Hirn und Herz entführt
Und so damit sein Weib purgiert
Von Unart und von Zornesmut,
So daß sie wurde sanft und gut.
Wie haͤtt' er's anders wohl gethan?
Der Mann spricht:
Ach, lieber Nachbar, sag' mir an,
Wie er gebraucht hat das Gestein.
Der Nachbar spricht:
Mich dünkt, der Alte ließ allein
Von hohem Wert einen Edelstein
In einen Goldring setzen ein,
Damit die Frau ihn sollte tragen.
Der hat das Weib in kurzen Tagen
Zu Tugend und Demut hingebracht.
So, mein' ich, hat's der Mann gemacht.
Drum rat' ich dir aus Lieb' und Gunst,
Fang' an und brauch' auch diese Kunst!
Versuch', ob es nicht möglich ist,
Dein zänkisch Weib in kurzer Frist
Auf einen guten Weg zu bringen.
Der Mann spricht:
Da hoff' ich auf ein gut Gelingen.
Zuerst versuch' ich nun das Wort
Und unternehme das sofort.
Mißlingt's, brauch' ich die andern Stücke.
Der ANachbar spricht:
Ich wünsche dir, daß wohl es glücke!
Nun laß mich gehn, ich will nach Haus.