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Marktherren anheimfiel. Und zwar waren e8 anfang3 einzelne
Boten, dann übernahm die Kaufmannfdhaft die Regelung, und e8
ift auffallend und doch einleuchtend, wie dies in zwei jo entfernten
Plägen wie Nürnberg und Hamburg aleidhzeitig gefhah. Bon
Hamburg aus gehen von 1570 an die Boten nad Antwerpen,
und am 10. Juli 1578 entfteht die Botenordnung für Antwerpen,
1586 für Köln, 1593 für Leipzig, 1602 eine allgemeine Botenord-
nung *!). In Mürnberg tritt neben der Leipziger?) 1575 die Wiener
Bottenordnung auf Antrag der Wiener Handelsleute inz Leben, 1579
die von Antorff (Antwerpen)3), 1581 die von Hamburg“),
während einzelne Boten nach diefen und andern Orten früher und
ein eigenes Botenwefjen feit 1576 erfjdohHeinen ®); dazu kommen Boten
nad St. Gallen®) 2c. Wie früh fiH aus diefer Beauffichtiqung
des BotenwejenZ die jekt noch den Nachkommen der Milarktvorgeher
zujtehende richterlidhe Kompetenz der Ent{cheidung von Streitigkeiten
im Fradhtivejen entwicdelt, und wie hierin Nürnberg audh auf an-
dere Städhte eingewirfkt Hat, ergiebt fih daraus, daß am 6. Juli
15877) gelegentlich eines Streits zwijdhen den von Nürnberg nach
Antwerpen gehenden Boten, nachdem derjelbe der Botenordnung
gemäß verabjcdhiedet worden, die Nürnberger Marktherren einige
Kaufleute von Frankfurt a. M. exfuchen, gleichfalls die Stelle
von Marktherren unter den Kaufleuten von Frankfurt einzuneh-
men, und was für Streit wegen der Botenordnung dort vorwalten,
auch fonjt zwijdhen den Handelsperjonen von Frankfurt vorfallen
jollte, das folle vor ihnen erörtert werden; wenn aber der Streit
zu fOwer ijt, folen die Frankfurter die Sache an die Nürnberger
(al die Prinzipale) fenden 3).
So war eine durch den Verkehr fjelbjt mit Autorität aus-
geftattete Vertretung dez kFaufmännifchen Standes Herangewachfen,
und e8 bedurfte nunmehr nur noch eines Ereignifjes, daz die Aah-
vung der faufmännifjdhen Privilegien in ihre Hand legte.
!) Rirgenpauer a. a. D. S. 42.
?) Mardbudh I S. 75.
3) Chenda S. 92.
*) Cbenda S. 119.
5) Roth a. a. OD. Bd. IV S. 476.
5) Manual Bd. III S. 203. S. unten S. 1531.
7) MardbucdhH I S. 151. ; ;
8) Val. Handfjhrift Amb. 2° Nr. 20 S. 13V Pörfh-Ordnung: geringe
Sachen, auch Fuhrleute und deral. Leute betr. bleiben bei den Marktävorgehern