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täglichen Markte des Lebens um ihn her zutrug, was auf der großen
Weltbühne in alter und neuer Zeit an guten und schlechten Taten
vollbracht wurde, leicht verstand er es, all dies mit dem Auge des
Poeten zu betrachten und es, wie die Nachwelt sich auszudrücken
liebte, in eine poetische Form zu gießen, in eine Form allerdings,
die in ihrer ungehemmt fließenden Verwendung und ihrer schein-
baren Regellosigkeit im Innern leicht Ansätze zu ablehnender Beur-
teilung bot. Der Umfang seiner poetischen Tätigkeit überstieg alles,
was bisher als Maß poetischer Fruchtbarkeit galt; füllten doch seine
1558—1579 erschienenen Werke fünf stattliche Foliobände und
dennoch enthielten sie lange nicht alles, was Hans Sachs an dich-
terischen Erzeugnissen geschaffen hatte. Die eine Art also, in der
Hans Sachs literarisch auf seine Umgebung einwirkte, ruhte in der
Fülle seines Schaffens. Die zweite lag in der Fülle
seiner Ideen. Man hat ihn als jenen Mann bezeichnet, der in
seinen Werken den Kampf für „die demokratische Rezeption des
Humanismus“ in Nürnberg durchgekämpft hat.! Doch war Hans Sachs
keine streitbare Natur. Gleichwohl fühlte sich der Rat der Stadt
Nürnberg mehrmals bemüßigt, auf Hans Sachsens Tätigkeit seine
Aufmerksamkeit zu richten. Aber nur einmal war dieses Eingreifen
des Rates wirklich ernsterer Natur. Im Jahre 1527 erschien „Eyne
wunderliche Weissagung von dem Bapstumb“, die der Nürnberger
Prediger Andreas Osiander herausgegeben hatte. Hans Sachs hatte zu
den Bildern darin die Reime verfertigt. Der Rat, wider dessen Wissen
das Büchlein ausgegeben worden war, fand an den Auslegungen
Osianders und an Sachsens Reimen keinen Gefallen, ließ es ein-
ziehen und ersuchte auch den Rat von Frankfurt, falls dort Exem-
plare zum Verkaufe ausgeboten würden, sie auf der Nürnberger
Kosten „aufzukaufen und abzutun“. Hans Sachs erhielt bei dieser
Gelegenheit eine scharfe Rüge mit der Weisung, sich mehr um sein
Handwerk als um das Reimen zu kümmern. Der Rat sah für dies-
mal von einer Strafe ab, behielt sich aber, falls es die Gelegenheit
erfordern sollte, offene Hand vor.?* Dieses Vorgehen gegen Hans
1 Max Herrmann, Die Rezeption des Humanismus in Nürnberg,
Berlin, 1898, S. 113.
2 Bauch a. a. O0. S. 70. Vgl auch Wills Histor. diplomat. Magazin
für das Vaterland und angrenzende (jegenden. 1. Bd. 3. St., Nürnberg,
1780. S. 345.