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Zweiter Teil. Die Verwaltungsämter.
‚schweren Festungsartillerie, unter deren Schutze die Verteidiger ausfallen,
am den Eindringling mit überlegener Macht anzugreifen. Kommt er dann
ins Gedränge, so mufs er entweder durch die bereits vorhandenen Löcher
zu entschlüpfen versuchen, und diese rechtzeitig zu versperren ist für die
Stadtbesatzung wohl meist nicht schwer. Oder er mufs sich mit Hacke
and Spaten einen neuen Weg durch die Landwehr bahnen und gewärtig
sein, dafs er bei dieser Arbeit von den Verfolgern ereilt und niedergemacht
wird. So leicht es also auch ist, in die Landwehr einzudringen, so schwierig
ist es, mit heiler Haut wieder aus ihr herauszukommen.
Damit die Stadt durch sie nicht selbst im freien Verkehr mit der
Aufsenwelt gehindert wird, sind Straßfsendurchlässe in genügender Anzahl
_ für 1449 zählen wir sechzehn — vorgesehen, die von einem mit
Schützen besetzten Blockhause aus durch Schlagbäume gesperrt werden
können.
Vor dem Frauenthor im Südosten der Stadt, wo besonders zahlreiche
and durch die Landwehr nur zum Teil geschützte nürnbergische Besitzungen
liegen, wurde 1449 etwa einen halben Kilometer von ihr, d. h. an der
sufsersten Grenze des Bezirkes, welcher von der Stadt aus noch unter
Feuer genommen werden kann, eine dritte Verteidigungslinie dadurch ge-
bildet, dafs man drei im Privatbesitz befindliche massive Gebäude, den
Lichtenhof, das Weierhaus und den Falznerhammer durch improvisierte
Befestigungswerke gegen einen feindlichen Handstreich sicherte und mit
Büchsenschützen besetzte. Von diesen, etwa fünf- bis sechshundert Meter
von einander entfernt liegenden Festen aus konnte jede feindliche Ab-
teilung, die in der Umgegend zu plündern oder zu brennen versuchte,
wirksam beschossen werden, während gleichzeitig die zur Bekämpfung
Jer Angreifer aus der Stadt und über die Landwehr hinaus vorgehenden
nürnbergischen Plänkler hier einen festen Stützpunkt und im Notfall eine
sichere Zuflucht fanden. Eben diesen drei Festen war es vornehmlich zu
verdanken, dafs in dem Kriege 1449/50 von allen aufserhalb der Landwehr
gelegenen nürnbergischen Besitzungen allein die vor dem Frauenthor un-
rersehrt blieben.
Als eine durchaus verfehlte Mafsnahme hingegen erwies es sich, dafs
man den auf der südlichen Seite der Pegnitz sich hinziehenden. Lorenzer
Wald durch einen in weitem Bogen von der Rednitz bis zur Pegnitz fort-
laufenden, etwa vier Meilen langen Verhau unpassierbar zu machen ver-
suchte. Dadurch sollte in Anlehnung an die beiden Flufsläufe zum Schutze
des dazwischenliegenden drei bis vier Quadratmeilen grofsen Gebietes eine
zweite, vom Mittelpunkte der Stadt etwa eine Meile entfernte Landwehr
hergestellt werden. Aber da dieser Verhau wegen seiner ungeheuren. Aus-