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Fayal übersprangen! Was war das für eine seltsame
Fügung, die diesen Menschen in seine Hand gab, seiner
Obhut anvertraute! Ernst schüttelte der harte Verbrecher
das Haupt, und es zog ihm etwas durch Herz und Sinn,
was er jahrelang nicht mehr verspürt hatte: Rührung,
Mitleid! Und damit paarte sich der Glaube, daß hier
Gottes Finger sichtbar werde und ihn auf bessere Bahnen
führen wollte.
Jack pflegte von Stund' an den kranken Behaim
wie eine Mutter ihr krankes Kind. Als das Fieber all—
mählich erlosch, und Martins Kräfte sich zu heben be—
gannen, erzählten die beiden so verschiedenen Männer ein—
ander ihre Lebensschicksale. Offen hielt der Gefangene
seinem Wärter, der demütig und geduldig es über sich er—
gehen ließ, einen Spiegel seiner Thaten vor. Und Jack
ging in sich; nicht allein seinem Bußprediger, sich selbst
gelobte er Besserung.
Zunächst galt es für ihn wie für Martin Behaim,
die Flucht von der Insel ins Werk zu setzen. Denn die
wilden Freibeuter hätten ihren Genossen nimmermehr
freiwillig losgelassen, und auch für den Gefangenen stand
die Sache, selbst wenn von seinem Schwiegervater das
Lösegeld bald und richtig eintraf, mißlich genug. Wer
bürgte dafür, daß die Räuber ihm nicht doch ans Leben
gingen, um vor Verfolgung und Rache, die sie bestimmt
voraussetzen mußten, sicher zu sein? Die Flucht war
übrigens, da sich Jack weislich gehütet hatte, seinen bösen
Kumpanen von seiner Sinnesänderung Kunde werden zu
lassen, keine allzu schwierige Sache für ein paar kühne
Seeleute. Ein Segelboot lag unter Jacks Obhut am
Strande. Es handelte sich einzig um zwei Umstände,
die einmal zusammentreffen mußten: um die Abwesenheit