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Widerspruch stand und sie zu vereiteln drohte. Der Propst
Waldkirch hatte während des ganzen Sommers seine Hülfs-
werbungen bei den Städten fortgesetzt. Nürnberg besorgte,
dass er bei Augsburg den Anfang machen!) würde, die Städte
zu trennen; denn dies galt ihm als die eigentliche Absicht des
Propstes. Ende Juli bat er zu Ulm die Bundeshauptleute um
Unterstützung des Kaisers gegen die Franzosen; sie waren
bereit. Am 15. August erschien Waldkirch in Nürnberg ?) und
bat, auf dem Bundestage, der zu Augsburg stattfinden sollte,
das kaiserliche Begehren zu unterstützen; er schmeichelte dem
Rat, wenn dessen Ansicht dafür sei, SO habe er Befehl, ein
Nationalconecil zu fordern. Der Rat liess ihm durch Ebner er-
klären, dass er, auch wenn der Bundestag nicht zustande käme,
den Kaiser unterstützen wolle, ein Nationalconcil sei der beste
Ausweg aus den Wirren. Aber in Wirklichkeit war der Rat
nicht so eifrig; er fürchtete eine andere Verwendung der Hülfe.
Als nun Ende September ein Ausschreiben des städtischen
Bundeshauptmanns Neithart erschien, die Hülfswerbung betreffend,
and mehrere Städte, auch Augsburg, deshalb einen Städtetag für
nötig hielten, riet Nürnberg ın zahlreichen Schreiben ab 3. Es
wollte Zeit gewinnen. Vor Beginn des Bundestags sollten sich
die Städte vertraulich besprechen und eine einhellige Antwort
geben. Die zu Geisslingen beschlossene Gesandtschaft wurde
von Strassburg gebilligt 4), doch verwarf es die Geldschenkung.
Die Magistrate der drei andern Städte aber waren jetzt gegen
jede Gesandtschaft. Nürnberg verwarf sogleich die Beschlüsse
ausser dem Bundesprojekt 5). Es sandte ein langes Gutachten °)
darüber an Ulm ein; man hielt es für unmöglich, eine gemein-
schaftliche Instruktion sämtlicher Städte herzustellen, da noch
viele dem Katholicismns anhingen; andererseits sei es nicht
ratsam, sich in der Gesandtschaftsfrage von den übrigen zu
trennen; vor allem betonte Nürnberg, dass man die Rechts-
gültigkeit des Speirer Abschiedes selbst in Frage stelle, wenn
man um Sistierung des Wormser Ediktes bitte. Hierauf meldete
Ulm den Strassburgern am 12. October die Ablehnung °).
Kaden reiste im Auftrage Nürnbergs bei den Städten umher,
um die Gesandtschaft zu hindern. Doch handelte der Rat nicht
ganz aufrichtig. Er machte den Ulmern Mitteilung, dass Ehinger
in Nürnberg sich zum Anwalt beim Kaiser erboten hätte.
Kaden solle nach Speier gehen und Ehinger ersuchen, beim
') An Ulm, 9. Juli, Bb. 110. 2) Soden, S. 299. 3) An Nörd-
lingen, 19. Sept.; an Ulm, 26. Sept.; an Augsburg, 28. Sept.; an Heil-
bronn, 29, Sept.; Bb. 110. 4) Strassburg an Ulm, 26. Sept., Pol. Corr.
5\ An Ulm. 26. Sept... Bb. 110. 6) Polit. Corr., I. S. 309 ff.