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und überladen“, wurde „des Dichtens und Schreibens verdrossen“
uind gedachte, forthin seine Zeit „mit Ruhe zu vertreiben“7.
Er selbst hatte einmal den Rath erteilt?):
Drumb besser wer, Witwer zubleiben,
Einem Alten denn sich zuverweiben,
Wie Franciscus Petrarcha ret,
Lobt des Witwers ruig Schlafpet,
Daß ihm nit Unru auferwachs
Durch die ander Eh, spricht Hans Sachs.
Nicht minder bestimmt hatte er in einem Fastnachtsspiel gegen
die Verheiratung eines bejahrten Mannes mit einer jungen Frau
sich verlauten lassen:
Ain junge (Frau), die wer mir zu gail,
Ich pin auch alt auf meinem Dail.
Ein junge thet mir leicht kain guet.
Gleich mit seim Gleich sich freuen thuet,
Wie uns sagt das Sprichwort clueg,
Drumb ist eine alte wol mein Fueg').
Hiernach hätte man also erwarten dürfen, daß er zu einer
zweiten Ehe sich nicht mehr entschließen, oder daß er wenigstens
eine jugendliche Lebensgefährtin sich erwählen werde. Andererseits
Auch genommen mein gesundheyt
Jetzund in meines alters zeit
Und hast mir darfür gegeben
Ein baufelligs, gebrechlichs leben;
An augen, zän, füssen und henden,
Bös flüß an armen, hals und lenden,
Schwindel, zittern, husten und krätz.
Du, alter, hast mir bracht solch schätz
Alter, also hastu mich troffen,
Mich gemacht abkreftig und ungestalt,
Gant baufellig und unvermüglich,
Weder zu schimpf; noch scherz mehr tüglich ...
1) Vgl. „Vorrede ueber das register der 16 puecher maistergesangs meiner
gedicht“ bei Genée a. a. O. S. 453.
8) Es geschieht dies im Schwank „Wo die glatzenden männer iren ursprung
haben“ vom Jahre 1669. Tüb. Ausg. IX, 457. — Kempt. Ausg. 2, 4, 215. —
Edmund Goetze, Sämtliche Fabeln und Schwänke von Hans Sachs, 2. Band,
Halle a. S. 1894, S. 151.
») Fastnachtspiel „Der teufel nahm ain alt weib“ vom Jahre 1557.
Edmund Goetze, Sämtliche Fastnachtsspiele von Hans Sachs, VII. (letztes
Bändchen). „Halle a. S. 1887; S. 21.